Schwäbische Zeitung 23.06.15

„Donauläufer trotzt kühlem Regen-wetter“

Auszug aus Schwäbischer Zeitung Online, Dienstag 23. Juni 2015

Der Aulendorfer Martin Braitsch folgt derzeit der Donau durch Österreich – Knapp 3000 Kilometer bis zur Mündung ins Meer

Aulendorf: Viel Regen, viele Blasen, viel Enthusiasmus: Seit einer guten Woche ist der Aulendorfer Martin Braitsch unterwegs und läuft die Donau entlang. Sein Ziel: In fünfzig Tagen von Donaueschingen bis ans Schwarze Meer joggen. Das sind knapp 3000 Kilometer. Nach den ersten hundert Kilometern liegt er noch im selbstgesteckten Zeitplan, wünscht sich weniger Regen und der Schreck vor einer auffliegenden Ente sitzt ihm wahrhaftig noch in den Beinen.

„Links rauscht die Donau, die immer breiter wird, ich sehe viel Wald und sehr dunkle Wolken, wobei, jetzt kommt gerade die Sonne raus“, beschreibt Martin Braitsch am Dienstagvormittag im Telefonat mit der SZ, während er Meter für Meter auf dem asphaltierten Radweg zurücklegt. Rund 15 Kilometer sind es in diesem Moment noch bis zur landschaftlich eindrucksvollen Schlögener Schlinge, einer Flussschlaufe im oberen Donautal in Oberösterreich, auf halbem Weg zwischen Passau und Linz. „Es ist Tag zehn, glaube ich, manchmal weiß ich gar nicht mehr, welcher Tag ist“ , sagt der Donauläufer und lacht.

Martin_schwäbische_Zeitung
„Da ist der Schmerz vergessen“, sagt Martin Braitsch beim Blick auf die Schlögener Schlinge in Oberösterreich.

In Donaueschingen ist Braitsch am 14. Juni losgelaufen. Die ersten drei Nächte ist er noch nach Aulendorf zurückgekommen. Seit Ulm war er nicht mehr zu Hause. In Regensburg floh er vor Regen und Gewitter in den Dom. „Das Schlimmste ist das Wetter: Regen, Regen, Regen. Das ist nicht gut für die Laune“, sagt der 49-Jährige und ist trotz durchweichter Schuhe und Blasen an den Füßen optimistisch. „Blasenpflaster drauf, dann ist das ok. Das ist das kleinste Problem.“

Das viel größere Problem hat mit einer Ente zu tun, die vor ein paar Tagen vor Braitsch aufgeflogen ist. „Die habe ich nicht gesehen und habe ich mich erschreckt. Da muss ich eine blöde Bewegung gemacht haben, sodass es mit in den Oberschenkel gefahren ist.“ Seit drei Tagen geht er deshalb im „Schongang“, wie er sagt: Weniger Joggen, mehr gehen. Aber Braitsch bleibt optimistisch, dass er Kilometer, die ein paar Tage mit weniger als 60 Kilometern wieder rein läuft. Außerdem ist er in den ersten Tagen gut voran gekommen. „Ich bin im Zeitplan“, sagt er, „es kommen auch wieder Tage, an denen ich ordentlich Kilometer mache.“

Mit dabei hat Braitsch einen kleinen roten Rucksack mit dem Notwendigsten – Notfallmedizin, Shampoo in kleinen Dosen, Kartenmaterial, Wechselsocken. Das T-Shirt allerdings kann er erst in rund 150 Kilometern wechseln. Dort, in Emmersdorf an der Donau, wartet ein vorausgeschicktes Paket mit neuem Kartenmaterial, Vitamintabletten und eben Wechselklamotten. „Klar wasche ich mein T-Shirt jeden Abend, aber ich bin froh, wenn ich mal ein anderes hab.“ Bis auf warme Kleidung fehle nichts in der Ausrüstung, sagt er. Dass er die Laufjacke aus Platzgründen dann doch nicht mitgenommen hat, rächt sich bei der momentanen Wetterlage. „Unterwegs hab ich mal kurz überlegt, mir Handschuhe und eine Jacke zu kaufen“, gibt Braitsch zu und blickt nach vorne. „Jetzt wird es bald warm und dann werde ich bei 30 Grad laufen und noch mit Sehnsucht an die kühlen Temperaturen zurück denken.“

Ein Foto für neugierige Passanten

„Es ist komisch, irgendwie wie zur Arbeit gehen“, beschreibt Braitsch das Gefühl, jetzt nach mehr als einem Jahr Training, Routenplanung und Vorbereitung tatsächlich Kilometer für Kilometer die Donau hinab zu laufen. Ganz alleine ist er dabei nicht, auf dem Donauradweg trifft er vor allem auf Radgruppen. Eine, erzählt er, habe er in Ehingen getroffen und 100 Kilometer weiter dann nochmal. Mitunter würden Leute ihn ansprechen, immerhin habe er sein Projekt auf dem Rucksack abgebildet. Dort heftet ein kleines Plakat. „Donaueschingen – Sulina. 2850 Km in 50 Tagen“, steht dort. „Gestern hat einer gefragt: Darf ich sie mal fotografieren und manche wollen auch in den Rucksack schauen.“

Übernachtungsplätze sucht sich Braitsch unterwegs, mal spontan, mal etwas im voraus. Die Pension für diese Nacht hat Braitsch bereits am morgen gebucht und somit das Etappenziel festgelegt. 670 Kilometer wird er dann bereits hinter sich gelassen haben auf seinem Weg an die Donaumündung. 2180 Kilometer liegen dann noch vor ihm.

Im Internet berichtet Martin Braitsch regelmäßig in einer Art Lauftagebuch. Wer dem Donauläufer digital folgen will, findet die Homepage unter www.donaurun.de

Schreibe einen Kommentar