Tag 48 – 50: Rückreise nach Aulendorf

Hallo,

Die Rückreise steht an! Nach 47 Tagen nach Osten, geht es jetzt wieder nach Westen.

Ich möchte immer wieder, abhängig vom Netz, ein paar Bilder einstellen und den Aufenthaltort mitteilen (auf der Seite „Hier bin ich“).

Es gibt somit keinenTagesbericht mehr, sondern Aktualisierungen, Tag und Nacht. Ich habe ja Zeit im Bus.

Freitag,  31.07.2015, 08:15 Uhr: Letztes Frühstück in Sulina bei schon 30 Grad. Ich habe mein weißes Unterhemd an.

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Letztes Frühstück in Sulina
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…wieder warm

11:00 Uhr: Ein letztes Mal gehe ich durch Sulina. Die Straßen parallel zur Donau heißen nur Straße 1, Straße 2… Straße 6. 1 und 2 sind noch geteert. Jetzt höher die Zahl, je „abenteuerlicher“ die Häuser.

Straße 1
Straße 1
Straße 3
Straße 3
Straße 6
Straße 6
Screenshot Offlinekarte
Screenshot Offlinekarte
Mein "Reich"
Mein „Reich“
Hundewaschtag
Hundewaschtag
Dann trete ich mal die Rückreise an
Dann trete ich mal die Rückreise an

13:00 -14:30 Uhr: Mit 140-Suzuki-PS zurück nach Tulcea

...gen Westen
…gen Westen

In Tulcea vertreibe ich die Zeit mit Einkauf für die Fahrt und Schwitzen. Abends esse ich noch etwa leichtes: Froschschenkel.

Tschüß Tulcea
Tschüß Tulcea

21:00  Uhr – Sa., 01.08. 04.30 Uhr:

Fahrt mit dem Sprinter über Constanta am Schwarzen Meer nach Bukarest. Da bin ich doch noch in der vierten „B-Hauptstadt“. Wir fahren komischerweise schon 20 min früher los. Mir soll’s recht sein. Der Sprinter ist ganz okay. Zu Anfang sind wir nur zu Dritt im Fahrzeug, dann kommen immer mehr dazu. Teils mitten auf dem Land. Ich kann kaum schreiben, so schüttelt das – die schlechten Straßen! Bilder einstellen geht leider gerade nicht. Jetzt geht’s, aber nur zum Teil. Da ist der Akku gleich leer…

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Abfahrt mit dem Sprinter

04:50 Uhr: Endlich sitze ich im hoffentlich richtigen Bus nach Ulm. Das ist hier in Bukarest ein heilloses Durcheinander und zig Busse der Linie Eurolines stehen hier. Das erste Mal seit Wochen regnet es. Die Leute tragen Daunenjacken und ich stehe mit Flipflops und kurzer Kleidung im Regen. Aber es ist auch nicht kalt. Ich habe mir im Bus gleich einmal die letzte Reihe geschnappt, da ist auch eine Steckdose. Mein Ticket wollte noch niemand sehen. Draußen schreit immer noch ein Offizieller in rumänisch irgendwas über die Busse. Ich verstehe kein Wort. Die Busse fahren hier ganz Europa an, alle mit der gleichen Abfahrtszeit um 05 Uhr. Ich hoffe immer noch im richtigen Bus zu sitzen.

Geht etwas unkontrolliert vor hier
Geht etwas unkontrolliert vor hier
Hmm, was tun?
Hmm, was tun?
Es regnet in Bukarest
Es regnet in Bukarest

Mittlerweile hat sich der Bus gefüllt. Immer wieder nimmt er unterwegs neue Fahrgäste auf. Ende mit Rückbank alleine! Der vor mir macht die Augen zu und schnarcht sofort – na toll, sind ja nur noch 29 Stunden. Also Musik hören. Kacke, die hab ich auf der SD-Karte gespeichert. Aber die Stöpsel bleiben drin.

09:15 Uhr:  Immer wieder wird an großen Raststätten angehalten. Massenabfertigung in 10 Minuten in Sachen Toilette, Kaffee und Sandwiches. Dann geht’s weiter. Neue Personen steigen ein, andere müssen umsteigen. Dann werden die Tickets kontrolliert – reichlich spät, wenn man im falschen Bus sitzen würde. Das passt bei mir aber.

Das Sägewerk vor mir hat den Betrieb sofort nach dem Losfahren wieder aufgenommen. Wir fahren immer noch über Land.

Es ist 10 Uhr – keine Autobahn. Auf meinem Block kann ich mit Kuli nicht schreiben, viel zu holprig. Bin auf einem durchgesessenen Sitz gelandet. Mir tut schon alles weh. Und da ich ganz hinten bin, kann ich die Lehne nicht einmal nach hinten drehen. Das nennt man „Arschkarte gezogen“. Mit der Zeitverschiebung sind es noch 25 Stunden – oh Gott! Der Bus fährt ja sogar noch weiter bis Luxemburg.

Fahrtroute
Fahrtroute
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Sägewerk in der Mitte

14:00 Uhr: Jetzt bin ich gerade eingeschlafen. Der Busbegleiter weckt mich. Alle müssen aussteigen. Hier ist wieder einmal Zwangsfütterung an so einem Rastplatz mit fast nur Bussen der Linie „Eurolines“. Die machen hier ein Heiden Geld, auch die Klofrau. Gott sei Dank habe ich noch ein paar Leu und kaufe mir Cevapcici (weiß nicht ,  wie man das schreibt).

Fütterung auf Zeit
Fütterung auf Zeit

Wir fahren weiter, drehen wieder um, es wurde jemand vergessen!! Das kann mir nicht passieren, ich leine mich an den Bus an. Der geht nicht ohne mich nach Ulm. Es haben wieder Leute den Bus gewechselt – und ich den Platz. Jetzt kann ich die Lehne verstellen.

 

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Sparkasse

Die Toilette im Bus kostet 1,- Euro Benutzungsgebühr. Wenn du hier den flotten Otto hast, dann kannst du gleich eine Rolle Eineurostücke mitnehmen.

Und wir sind immer noch in Rumänien in Richtung Ungarn/Budapest. Ich schätze noch 200 Km bis Ungarn.

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Grenze Rumänien Ungarn

20:15 Uhr: Grenze Rumänien Ungarn.  Noch ca. 230 Km bis Budapest. Das war ja ganz schön viel Rumänien. Der Schnarchzapfen sitzt jetzt genau neben mir. Der macht die Augen zu und schläft. Eigentlich immer. Bei uns geht jetzt die Sonne unter. Das geht ganz schnell. In Deutschland ist es jetzt 19:15 Uhr. Auch ich darf jetzt die Uhr wieder zurück stellen. Noch 15 Stunden, wenn alles gut läuft. Mir tut aber jetzt schon der Rücken weh. Da war der Rucksack nichts dagegen.

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Ja, es geht länger

Ich vermute fast, das geht hier noch länger. Dann mal alle raus zum Pass/Gesichtsvergleich.

Alle Mann raus zur Kontrolle
Alle Mann raus zur Kontrolle

Na ja, eine Stunde geht noch.

Um 21:30 Uhr (also jetzt wieder 20:30 Uhr) geht’s weiter, und jetzt immer auf der Autobahn. Da purzeln die Kilometer.

Sonntag, 02.08.15, 01:30 Uhr: Die Österreichische Grenze ist passiert. Das ist schon toll, wenn man hierfür nicht aussteigen muß, eigentlich gar nichts mitbekommt.

05:00 Uhr: Zwischen Wien und Passau steigt der Schnarchie aus. Ich kann sogar etwas schlafen. Aber es ist frisch hier drin, so „decke“ ich mich mit meinem Rucksack zu. Die Leute liegen auch auf dem Boden, aber es werden weniger, immer wieder verlassen welche den Bus. Ich habe vier Stunden vor Fahrende jetzt einen Doppelsitz für mich. Noch ein Stündchen bis Passau und gute 400 Km nach Ulm. Ich stelle fest, ich habe hier durch das Sitzen dicke Füße bekommen. Das ist schon lustig, vor 6 Wochen hatte ich an gleicher Stelle auch ein dickes Bein/Fuß, aber vom Laufen. Egal was man macht, hier bekommt man dicke Füße (grins).

06:28 Uhr: Wir passieren die Grenze nach

D E U T S C H L A N D

unterhalb von Passau.5_Deutschland-Fahne

Letzter Eintrag:

10:55 Uhr: Busankunft in Ulm. Gerade einmal 10 Minuten später wie auf dem Ticket angegeben. Das ist ja schon Deutsche Pünktlichkeit.

11:12 Uhr: Mit dem Zug geht’s auf der allerletzten Etappe nach Aulendorf. Ankunft um 12:04 Uhr.

Nach genau 50 Tagen bin ich daheim.

A U F   W I E D E R S E H E N!!!!!

Martin

 

Tag 47: Urlaub in Sulina (0 km)

Hallo miteinander, ich bin es nochmal.

Das wäre mir alles zu abrupt gewesen und ich will euch gerne noch etwas von gestern und heute erzählen:

Vorneweg ein Dankeschön an meine lieben Kollegen/innen der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen, Kriminalinapekton 7 für die Unterstützung Tag 46, 47 und 48.

Die Tage 49 und 50 wurden von Claudi und Franky Weißhaupt (Bürgermeister einer 10-Seelen-Gemeinde) gesponsert – merci. Ihr ward eine der Ersten und habt an die Beendigung des Laufs geglaubt.

 

Das war gestern schon komisch. Ich steh nach fast 2.900 Km am Leuchtturm, mache 5 Bilder und dreh wieder um, so als wenn man eben irgendein Gebäude schnell mal fotografiert und das nach 1 1/2 Jahren Planung, Training und Lauf. Ich hab mir immer vorgestellt, da schlägst du Saltos und feierst dort bis in die Nacht… Nein, ich habe nicht einmal angestoßen, war nicht in der Donau und nicht im Schwarzen Meer. Es war ja auch schon spät geworden und für heute muß ich auch noch was übrig lassen.

Ich bin jetzt einfach nur froh, das Ziel erreicht zu haben und ich danke Gott, dass mir eigentlich gar nichts zugestoßen ist.

Mit Hilfe der Glücksbringer meiner Familie konnte das auch nie schief gehen!

Gesundheitlich fühle ich mich besser als vorher. Ein paar Blasen an den Füßen und die Probleme mit dem rechten Bein zu Anfang (wobei das das größte Problem war), das war’s. Das Leiden und der Kampf tagtäglich mit Regen, Hitze… ist Geschichte.

Jetzt mache ich erst einmal Urlaub.

Nach der Ankunft habe ich gestern beim Verlassen des Schiffes eine Visitenkarte von einem der vielen Unterkunftsanbietern eingesteckt und Christian in der Stadt wieder getroffen. Warum nicht mitgehen? Er kann gut Englisch und gibt mir Auskunft über meine weitere Planung. So managt er meine Rückreise mit dem Schiff nach Tulcea am Freitag und den morgigen Ausflug. Seine Schwester wäscht mir noch meine ganzen Sachen inclusive Turnschuhe, Rucksack und Bauchgürtel. Dort bekomme ich auch Fisch zum Abendessen. Ein kleiner Nachteil sind die Schnaken hier. Ich höre immer noch das fiese Surren der ekelhaften Mistfiecher in meinem heißen Zimmer im Ohr. Da kann ich nicht viel schlafen – trotz Mückenschutz auf der Haut.

Bei der Abendzigarette draußen im „Kühlen“ fliegt doch glatt und sauber noch eine Sternschnuppe an mir vorbei. Ich komme mir vor, wie die Heiligen Drei Könige und wusste: Ich bin da.

Und heute stehe ich wieder um 05.59 Uhr auf, lass aber alles ganz gemütlich angehen. Ich bekomme ein gutes Frühstück und um 8 Uhr geht es mit dem Boot auf eine kleine Tour.

Zuerst überqueren wir die Donau. Genau gegenüber der Anlegestelle der großen Schiffe befindet sich das Schild „0“. Ich darf nicht aus dem Boot – Industriegebiet und Hundi groß.

Da ist die "0"
Da ist die „0“

Ab jetzt geht die Zählung in 100-Meter-Schritten wieder aufsteigend bis ca. 8 km zum neuen Leuchtturm.

Wir passieren den zweiten alten Leuchtturm „Nord“, der sich ca. 1 Km nach dem Leuchtturm in der Stadt – meinem Ziel befindet.

Wow, der Wellengang wird höher, die Donau fließt nach dem neuen Leuchtturm ins Schwarze Meer. Süßwasser trifft auf Salzwasser.

Sulina
Sulina
Neuer Leuchtturm
Neuer Leuchtturm
Übergang zum Schwarzen Meer
Übergang zum Schwarzen Meer

Der Bootsführer und ich (wir sind alleine – deshalb auch teurer) fahren im seichten Gebiet im Schwarzen Meer wieder zurück. Überall  auf Grund gelaufene Schiffe. Die lässt man hier verrosten.

Viele auf Grund gelaufene Schiffe
Viele auf Grund gelaufene Schiffe

In der Ferne sehe ich die riesigen Pelikanschwärme, das ist aber ukrainisches Gebiet und dort dürfen wir nicht hin.DSC_0325

Über einen Seitenarm fahren wir direkt zum Leuchtturm Nord und legen an. Der ist nur noch eine baufällige Ruine – aber schön. Zwischen den Etagen fehlen die Leitern. Da ich alleine bin, und kein „Ofizieller“ da ist, klettere ich im Innern mit einem etwas mulmigen Gefühl bis nach oben – schöne Aussicht! Nach zwei Stunden ist die Fahrt zuende.

Leuchtturm "Nord"
Leuchtturm „Nord“
Die Leitern fehlen
Die Leitern fehlen
...geht doch
…geht doch
...Boden fehlt
…Boden fehlt

Jetzt gehe ich wieder zu „meinem“ Leuchtturm in Sulina und besuche das dortige Museum und kaufe für mich ein schönes Andenken an Sulina.

Auf "meinem" Leuchtturm
Auf „meinem“ Leuchtturm
Es war einmal
Es war einmal

Nach dem Frisör (3,50 Euro) wird es Zeit fürs Baden im Schwarzen Meer.

Beim "Fritze"
Beim „Fritze“

Der Plaja ist ca. 2 Km entfernt und ich gehe eine Parallelstraße zur „Flaniermeile“. Die Stadt wirkt aufgegeben und verlassen, alt und marode. Sulina hat die Blütezeit hinter sich, als hier noch ein riesiger Umschlagplatz zwischen Ost und West war.DSC_0380

Und jetzt bin ich an meinem allerletzten Etappenziel angelangt, dem Schwarzen Meer.  Wie bereits erwähnt,  dass Meer ist nicht schwarz. Beim Baden habe ich den Eindruck, dass es überhaupt nicht salzig schmeckt und es ist wohl temperiert. In anderen Ländern würden hier schon zig Hotels, Bars, Rutschen und was weiß ich stehen. Hier gibt’s eine Strandbar, ein Restaurant und der Rest ist unverbaut (unberührt kann ich nicht schreiben – wegen dem Müll).

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Ein tolles Gefühl

 

 

 

 

 

 

Das war’s dann wohl. Während der vielen Stunden auf der Piste ist mir so einiges durch den Kopf gegangen, sinniges und unsinniges. Lustiges und trauriges.

Ich habe auch lange überlegt, was soll ich meinen vier Lieben daheim mitbringen. Ein Anhänger aus Sulina wird nicht gerade Begeisterungsstürme hervorrufen. Und irgendwann kam ich auf die Idee:

Etwas was alle daheim wollen und ich immer dagegen war. Der Martin kann im Leben auch einmal seine Meinung ändern, und das sogar offiziell. So gibt es kein zurück mehr:

 

 

Es ist / wird ein

                H  U  N  D  I

Vielleicht so einer?
Vielleicht so einer?

 

So hat die Geschichte sein Ende gefunden.

Und für mich war es eine schöne Geschichte, die mir ewig in Erinnerung bleiben wird (ich glaube, ich muss noch nach einem Verlag Ausschau halten – das wäre noch die Krönung, wobei mir nicht einmal ein Titel einfallen würde).

Zum Schluß möchte ich mich bei allen Lesern für die aufmunternden Kommentare bedanken. Ich bin nicht der Mensch, der beim Redenhalten ganz vorne steht und einen Satz nach dem anderen top artikuliert ins Mikrofon spricht oder ins Handy hackt. Und es war sehr, sehr motivierend für mich zu hören, dass viele sich schon auf den nächsten Bericht freuen – danke, vielen Dank.

Der größte Dank aber geht an meine Frau Conny und meine Kinder Leonie, Mick und Sina. Es ist nicht selbstverständlich, seine Familie einfach einmal so 50 Tage daheim sitzen zu lassen – danke, dass ich meinen Traum leben durfte!!

The End
The End

 

Euer

M A R T I N

 

PS: Morgen gibts vielleicht noch ein paar Bilder, wenn ihr brav seid.

 

Tag 46: Partizani – Gorgova (21 km) – Sulina

Hallo, hier ist zum letzten mal Martin:

I C H     B I N     D A ! ! ! 

Jetzt  ganz langsam von Anfang an.

Das war vielleicht ein ruhiger Abend auf dem Campingplatz in Partizani. Um 20 Uhr bekam ich ein Abendessen und saß da ganz alleine im Restaurant. Vier Leute (Chefin zum Kassieren, ein Mann, der Englisch kann, die Köchin und eine Haushälterin) haben höflich gewartet, bis ich zuende gegessen habe. Ich musste aber noch einmal nachbestellen – zu wenig. Dann sind alle gegangen und ich war alleine im Donaudelta,  so hab ich mich zumindest gefühlt. Nachts höre ich von überall her irgendwelche Tierlaute. Das war fast schon gespenstisch. Nein, ich hatte keine Angst.

So spät wie heute bin ich noch nie weggekommen.

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Richtung Ziel
Einer der letzten Schritte
Einer der letzten Schritte
Von Staub und Sonne gezeichnet
Von Staub und Sonne gezeichnet
Es ist heiß
Es ist heiß

08:00 Uhr: Jetzt kommen meine letzten Kilometer nach Gorgova. Ich genieße jeden Schritt – gehe – jogge – fotografiere. Die Straße wird zum Weg, staubig und uneben mit fast metertiefen Schlaglöchern. Da fahren die mit ihren Dacias durch, Respekt.

10:30 Uhr: Ich bin jetzt in Gorgova. Der Weg würde noch weiter gehen, aber irgendwo endet er dann an einem kleinen Seitenfluß. So ist das auch das Ende für mich nach 21 Kilometer. Und hier hält auch das Schiff, das von  Tulcea nach Sulina fährt. Und es soll erst gegen 15 Uhr hier eintreffen, sagt man mir im Market. Da dann trinke ich mal was. Und das sind doch glatt 4,5 Liter in zwei Stunden, ehrlich (hab bis Sulina nichts mehr gebraucht). Ich hatte das erste mal auf meiner Uhr über 40 Grad angezeigt bekommen.

13:00 Uhr: Ich verlege meinen Standort zum Anlegeplatz des Schiffes und schreibe im Tagebuch.

Letzter Tagebucheintrag?
Letzter Tagebucheintrag?

15:15 Uhr:  Ich gehe auf das Schiff.  Es ist vollgepackt mit Touristen, Anglerausrüstungen, Lebensmittel, Tiere… Auch auf den Gängen. Von einem Moment zum anderen hat die Ruhe und Einsamkeit ihr Ende gefunden. Mir wird es irgendwie anders, ich kann es aber nicht erklären.

Fahrt nach Sulina
Fahrt nach Sulina

17:27 Uhr: Das Schiff legt in Sulina an. Alle stürmen in ihre Hotels, ich nicht. Ich habe ein anderes Ziel, der alte (um 1800) Leuchtturm von Sulina. Der steht fast mitten in der Stadt. Jetzt ein Museum. Jedes Jahr verlängert sich das Land durch das angeschwmmte Sediment um ca. 40 Meter. Der neue Leuchtturm ist fast schon 10 Kilometer von hier entfernt. Das ist nicht mein Ziel. Das einfache 0-Kilometerschild ist auf der anderen Seite der Donau.

Sulina
Sulina

I17:40 Uhr: lch gehe jetzt am Hafen entlang und dann Richtung Plaja Sulina und da steht er vor mir:

D E R   L E U C H T T U R M  V O N  S U L I N A

Und jetzt rattert es in meinem mechanischen Hirn und ich sehe ein Film vor mir:

  •  Ich starte in Donaueschingen
  •  Es regnet,  regnet, regnet
  •  Aufgeweichte Fußsohlen und Blasenpflaster
  •  Ich verabschiede mich daheim
  •  Hunderte Kilometer mit schmerzendem Bein
  • ich friere
  • Schaue hinab zur Schlögener Schlinge
  • Petrijünger Walding
  • Massage in Linz
  • Die schönen SMS, WhatsApp-Nachrichten, Emails
  • Der Donaurun-Song
  • Die Dämme und ewigen Geraden
  • Die Hitze
  • Die Hexe und der Ober in Belgrad
  • Die Grenzübertritte, vor allem Ukraine
  • Meine Irrläufe ins Nichts oder Industriegebiet
  • Die Kilometer auf den „Autobahnen“
  • Die Hilfsbereitschaft
  • Die Wasserstellen
  • Die SD-Karte
  • Die Herbergssuche
  • Die Schreiberei
  • Der Zerschossene Wasserturm
  • Der Müll und die verlassenen Dörfer
  • Die Bäume voller Früchte
  • Das Eiserne Tor
  • Die toten Tiere am Fahrbahnrand
  • Die Hunde
  • Die riesigen Sonnenblumenfelder

Und jetzt stehe ich einfach so da und denke mir:

D U    H A S T   G E W O N N E N!

UND EINES HABE ICH GELERNT: DIE DONAU IST NICHT BLAU UND DAS SCHWARZE MEER IST NICHT SCHWARZ ABER DER MENSCH IST EIN TIER.DSC_0248

Gesamtdaten des Donauruns :

2.881 Km in 410h 40min, Aufstieg 11.118 m, Abstieg 11.267m, 222.912 Kcal

Mein Dank gilt heute der  Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen, Kriminalinapekton 7 für die Unterstützung Tag 46.IMG_20150729_134353

Dann wäre es jetzt Zeit euch allen Tschüß zu sagen. Aber ich habe ja noch ein paar Tage übrig. War ja schneller da als gedacht.

So gibt es morgen sicher auch noch etwas zu erzählen! Dann schreibe ich auch morgen.

Es geht ja bis Tag 50!

Es grüßt

Martin

 

 

Tag 45: Samova – Partizani (43 km)

Hallo Leser, Ich darf euch wieder über den heutigen Tag/gestrigen Abend berichten: Ich war noch  essen, ja. Aber großen Hunger hatte ich keinen. Mich nervt das mit der SD-Karte immer noch, aber es ist fast vergessen. Der Aufenthalt  im Delta Natur Resort war klasse. Kann ich nur empfehlen. Da hat’s an nichts gefehlt. Nur das Essen und Trinken kostet hier das Doppelte bis Dreifache.

Morgen im Resort
Morgen im Resort
Ohne Frühstück geht's wieder auf die E87. Heute ist aber nicht so viel Verkehr wie gestern. Ich lasse es locker angehen. Ich muss noch einige Fotos und Videos nachholen. 

Und jetzt gibt es die ersten Mülleimer für Plastikflaschen in den Ortschaften - es geht aufwärts!
Mülltrennung
Mülltrennung
Stadion Samova
Stadion Samova
Höhe 0 ü.n.N.
Höhe 0 ü.n.N.
Bis Tulcea sind es nur gute 20 Kilometer. Das bin ich so gegen halb elf. Hier habe ich aber doch einen längeren Aufenthalt. Ich muss zunächst noch einiges erledigen.
Hundi (kein Beisser)
Hundi (kein Beisser)
Zuerst suche ich die Agentur "Eurolines" auf. Das ist das Fernbusunternehmen für meine Rückreise. Dort muss ich aber über eine halbe Stunde warten, bis der Geschäftsmann, ich nenne ihn "Willi Wichtig" mit den zwei Handys seine Reise gebucht hat. Immer wieder klingelt eines seiner Telefone und er spricht, verhandelt, wird lauter, legt auf, nächstes Handy surrt... Ein Gespräch nach dem anderen. Da hat sich sogar die Agenturddame bei mir entschuldigt. 

Tschüß Willi!

Ich buche jetzt meine Rückreise: Am Freitag, 31.07. um 21 Uhr geht's mit dem Minibus in fast 8 Stunden nach Bukarest (normal wären 4 bis 5). Über Constanta - da werde ich einige Haltestellen sehen. Dort geht's in den Fernbus nach Ulm. Ankunft am Sonntagmorgen nach 38 Stunden.

Zum Zweiten besuche ich mehrere Touristbüros und besorge mir eine Detailkarte vom Donaudelta. Hier bekomme ich unisono die Auskunft, dass ich zu Fuß nicht mehr weiterkomme und mit dem Schiff nach Solina fahren soll. Ist das hier das Ende für mich? 

Nein, das glaube ich nicht, da habe ich andere Sachen gelesen. Erst im dritten Büro gibt mir die Dame die Auskunft, dass das wohl geht, zwar nicht ganz bis Sulina (meinem Zielort), das war klar, sondern eben ein Teilstück. Die Frau war ein Glücksfall für mich. Sie hat mich auch aufgeklärt, dass ich hier am Automaten einen Erlaubnisschein für das Donaudelta kaufen muss. Das habe ich nicht gewusst. Für 15 Leu (4 Euro) habe ich  das Ticket gelöst. Die gute Fee hat mir auf Anfrage auch noch ein Zimmer in Partizani angefragt. Das muss jetzt Hand und Fuß haben. Ich möchte heute nacht nicht irgendwo im Delta versumpfen.

Und jetzt wird unterrichtet:

Das Donaudelta erstreckt sich über 580.000 ha, was 2,5 % der gesamten Fläche Rumäniens entspricht. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich auf 4.178 km², davon befinden sich 732 km² in der Ukraine und 3.446 Km² in Rumänien. Nachdem die Donau über 2.860 km und 10 Länder hinter sich gelassen hat, teilt sie sich in drei Armen auf: Chilia im Norden, Sulina in der Mitte und Sfantu Gheorghe im Süden - und fließt ins Schwarze Meer. 

Der Sulinaarm ist mit ca. 45 Seemeilen die kürzeste Strecke zum Schwarzen Meer und wird deshalb seit jeher von der Schifffahrt genutzt - und er ist der kleinste Arm. Bevor die Donau aber die lange Reise vollendet, bildet sie  zwischen den drei Armen ein einmaliges und wunderschönes Delta. Das Donaudelta steht auf der UNESCO-Liste der geschützten Denkmäler. Das Reservat bildet das größte Feucht-(Sumpf-)gebiet Europas und gleichzeitig die weltweit größte von Schilfrohr bedeckte Fläche.Das Donaudelta ist für über 300 Zug- und Brutvögeln ein Zuhause und für Fische ein Paradies. Zwischen den über 70 Fischarten, die hier leben, befindet sich auch der Kaviar produzierende Störlachs. Hier sind zirka 80 % der gesamten Oberfläche von Wasser bedeckt.

Ende der Unterrichtsstunde!

Nach drei Stunden in der Touristenhochburg Tulcea geht's bei 37 Grad über Malcoci nach Nufaru zum Nordarm. Eigentlich wollte ich die Fähre nehmen,  aber das geht auch anscheinend mit dem Ruderboot. Für umgerechnet 25 Cent wechsle ich die Seite.
"Fähre"
„Fähre“
Fähre
Fähre
Jetzt sind es nur noch 8 Kilometer bis zum Camping Euroclub. 

Es gibt zwar keine Teerstraßen, aber es gibt, ich sage mal, Verbindungen. Die sind zwar nichts für meine geschundenen Schuhe, aber notfalls laufe ich das auch noch mit meinen Flipflops. Hier ist er der trockene Untergrund das Problem. Ich bin froh, wenn kein Fahrzeug kommt. Da holst du dir eine Staublunge.

500 Meter vor dem Campingplatz spricht mich "Dima" an. Er war auch schon in Deutschland und ich werde jetzt ein Geschenk bekommen: Wein und Früchte. Ich muss aus der alten Flasche einen Schluck Wein trinken. Den Rest kann ich nicht mitnehmen. Dann gebe ich ihm noch zwei Zigaretten und er gibt mir einen Korb Mirabellen mit. Das soll ich doch bitte im Markt nach 300 Metern abgeben. 
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Klar, das mache ich gerne. Wortlos sitzt eine Alte vor dem Market und bedankt sich nicht einmal. Mir egal. Die Hunde kläffen. Beim Rausgehen auf die Straße packt mich doch noch so eine kleine Töle hinterhältig und ohne Vorwarnung am Bein und beisst mir hinten in die Wade. Das zwickt zwar etwas, aber ich muss fast schon lachen. Jetzt hat's mich doch noch erwischt und ich habe mein Hundeerlebnis gehabt.

Im Campingplatz mit vielen kleinen Hütten bin ich einziger Gast. Die Hütten haben keine Klimaanlage und stehen in der Sonne. Mann ist das Schwül hier drin. Das gibt wieder eine Nacht mit einem nassen Handtuch als Decke.

Und morgen werde ich nach einem Halbmarathon endgültig auf das Schiff wechseln müssen - in Richtung Ziel...
Campingplatz mir Hütten
Campingplatz mir Hütten
Danke Armin Madlener: Du hast den Tag 45 gesponsert.

Tourdaten:
43 Km in 9h, Aufstieg 335m, Abstieg 390m, 3.802 Kcal 
Gesamt: 
2.860 km in 408h 10min, Aufstieg 11.113m, Abstieg 11.257m, 221.230 Kcal 

Gruß Martin

Tag 44: Galati – Samova (69 km)

Liebe Leser,

vielleicht fällt der Bericht heute etwas schmaler aus. Ich weiß noch nicht. Ich sags euch gleich, ich habe gerade ganz schlechte Laune und irgendwie kann ich mich gar nicht richtig aufraffen, den Bericht zu schreiben.
Warum? Die SD-Karte vom Handy ist defekt und wird nicht mehr gelesen - "bitte Formatieren". So blöd bin ich jetzt auch wieder nicht. Dann ist sicher alles endgültig auf der Karte weg. 
Aber wenn die Karte jetzt wirklich defekt ist, dann würde das bedeuten, dass all die schönen Bilder von heute weg sind und vor allem,  alle Videos die ich vom ersten Tag an gedreht habe - einfach futsch - ein GAU für mich. Die Bilder habe ich ja Gott sei Dank noch auf Dropbox gesichert, bis gestern, aber eben nicht die Videos.

Das wollte ich vorneweg loswerden.

Meine Laune war heute morgen natürlich super. Warum auch nicht?

Also von Anfang an:
Und jetzt muss ich schon wieder dran denken. Die schönsten Bilder und Videos gab es heute morgen in Galati. Die Donau funkelt noch im Licht der tiefstehenden Sonne und das Beladen der Fähre ist ein Erlebnis. Die Fähre wird von der Seite beladen und alle Fahrzeuge müssen dort hin- und herkurven, bis sie um 90 Grad versetzt eingeparkt sind. Das geht nicht bei jedem Fahrer und Fahrerin auf Anhieb (tolles Video gedreht). So bin ich wieder für 30 Cent über die Donau auf die andere Seite gewechselt. Die Strecke allgemein war heute eher nervig. Auf der E87, die nicht breit gebaut ist, ist viel Verkehr. Geschätzte 1000 mal muss ich von der Fahrbahn runter und dann wieder rauf. Der Seitenstreifen ist sehr uneben. Aber die fahren auch heute wie die Wilden. Es ist normal hier, dass bevor dich ein Auto passiert, egal ob von vorne oder hinten, die Hupe betätigen wird. Das machen viele als Warnzeichen, was so viel bedeutet wie: "Geh auf die Seite". Aber die Allermeisten passen da schon auf.
Teilweise kann ich ausweichen, direkt durch den fünf Meter hohen  Schilfgürtel, da ist ein kleiner Weg (schöne Bilder gemacht).

Und immer wieder kann ich aus den Brunnen Wasser schöpfen und trinken. 

Und jetzt verabschiedet sich meine GPS-Uhr  und zeichnet nicht mehr auf (die Daten habe ich hochgerechnet und aus der Planung entnommen). 

Ich stehe mit der Technik heute auf Kriegsfuß.

Jetzt bin ich in  Samova. Bis dorthin waren  es 66 Kilometer - immer geradeaus auf der gleichen Straße Richtung Tulcea.

Ein Lob an meine Beine. Die werden gar nicht mehr so richtig "schwer". Vielleicht ist da ja schon alles schmerzempfindliche abgestorben.
Aber so richtig hitzebeständig bin ich noch nicht. An die ungefähre 37 Grad (Uhr zeigt nicht mehr an) habe ich mich zwar schon langsam gewöhnt, aber ein langes Joggen ist da für mich nicht möglich. Da kann ich schon besser Fotos machen.

In Samova gibt es die Übernachtungsmöglichkeit wie auf der Karte vorgegeben nicht mehr. Aber das ist mir heute piepsegal. Ich gehe drei Kilometer zurück, da war ein Wegweiser zum 5 Sterne-Paradies "Delta Naturresort". Und morgen dann eben wieder zurück. Nein, da war ich noch gut gelaunt. Egal ist es mir deshalb, weil ich langsam das Meer riechen kann.
Ich bin in einer Top Anlage und bekomme eine ganze Hütte / Haus für mich alleine. Da gibt es alles: Handtuchwärmer, Badewanne, Pool, Bademäntel, Bügelbrett im Zimmer, hauseigenes WLAN, Klimaanlage... 
Preis: So viel wie in Harsova im "La Natu". Das war das Zimmer ohne Wasser, direkt an der Strasse und ohne Klimaanlage!?

Zuvor habe ich noch mit Zuhause telefoniert. Erst später bemerke ich, dass ich im Ukrainischen Netz eingebucht bin (Grenze Mitte Donau). Das wird teuer. Die verlangen nur 3 Euro/Minute. 
Da drücken Sie rein, aber über die Grenze darf ich nicht...

Und dann kommt das mit der SD-Karte...

Jetzt mach ich wenigstens noch ein paar Bilder von der Anlage für euch. 
Ich könnte heulen.
Ich glaube, ich gehe heute Abend nicht mehr zum Essen - keinen Hunger.

Danke Robbe (Robert Schenk) für das Tagessponsoring Tag 44. 
Und das war trotzdem ein schöner Tag!!
Screenshot_2015-07-27-19-11-08
Im Ukrainischen Netz eingebucht
Coole Hütte
Coole Hütte. Das ist das Wohnzimmer 
...Schlafzimmer
…Schlafzimmer 
...Bad
…Bad 
Haus für mich
Häuschen für mich 
...mit schöner Aussicht
…mit schöner Aussicht
Tourdaten:
69 km in 11h, Aufstieg 430m, Abstieg 420m, 4.300 Kcal 
Gesamt: 2.817 Km in 399h, 10min, Aufstieg 10.778m, Abstieg 10.867m, 217.428 Kcal 

Und morgen bin ich wieder besser gelaunt!
Bis dann!
Martin