Tag 39: Tutrakan – Silistra (66 km)

Hallo Leute!

Gestern habe ich ja wirklich noch eine schöne Pension gefunden, direkt an der Donau. Aus meinem Fenster konnte ich noch den Sonnenuntergang beobachten. Und morgens sehe ich dann den Sonnenaufgang auf der anderen Seite der Donau.
Sonnenuntergang
Sonnenuntergang
Sonnenaufgang
Sonnenaufgang
Da hatte ich einen schönen Balkon, was für mich meist bedeutet: Großwaschtag! Dann wird alles gewaschen, inclusive Rucksack und Bauchgürtel - mit der Seife von der Pension, das gibt es immer. Gott sei Dank habe ich nicht noch Rei in der Tube mitgeschleppt. 
Eine ekelhafte Blase auf der Fußsohle hab ich gestern auch noch bekommen.

Das ist am Anfang beim Loslaufen ein blödes Gefühl, geht aber irgendwann einmal weg, beziehungsweise das wird verdrängt. Das dürfte jetzt die fünfte Blase sein. Ich laufe ja auch mit normalen Nomasocken, da ist es kein Wunder. Die anderen sind weiß oder zu warm (Kompressionsstrümpfe).

Ich bin heute morgen sofort auf einen kleinen Weg, direkt an der Donau. Der ist in meiner Offlinekarte auf dem Handy abgebildet. Die Offlinekarten der Länder kann ich nur empfehlen. Hier ist man auf kein Netz angewiesen und die Karte ist sehr detailreich. Hier sind sogar die Wasserstellen eingezeichnet (mit Becher  = trinkbar).
Screenshot Handy Offlinekarte
Screenshot Handy Offlinekarte
Aber die kleinen Wege gehen dann doch das ein oder andere Mal einfach aus beziehungsweise wurden nicht mehr benutzt. Dann gehe ich über irgendwelche Äcker, Felder, Wiesen, oder Waldgebiete, bis der Weg wieder fortgesetzt wird.
Aber auch auf dem offiziellen Radweg, der hier in Bulgarien im Gegensatz zu Rumänien durchgehend und fast vollständig ausgeschildert wurde, ist es heute sehr abwechslungsreich. Ich weiß gar nicht, wie hier die Radfahrer durchkommen sollen. Die Äste von den Bäumen und Sträuchern hängen tief, vieles ist zugewachsen. Ich laufe ständig in gebückter Haltung und habe sogar einen Stock dabei um das Gras, die Äste, Dornen oder die Brennesseln wegzuschlagen. Und dauernd diese Spinnweben. Überall sind sie über den schmalen Weg gespinnt. Da ist schon länger keiner mehr durchgekommen, denke ich immer wieder und hoffe inständig,  dass nicht irgendwann wieder komplett schluss ist. 

Die kleinen, stacheligen Kügelchen muss ich auch desöfteren entfernen. Die gehen regelmässig in den Schuh und das nervt.
...diese Kügelchen
…diese Kügelchen
...jetzt wird es Zeit, das ich ankomme
…jetzt wird es Zeit, das ich ankomme
Die Schuhe, ja, die verabschieden sich so langsam. Der Stoff ist aufgerissen und die Dämpfung gleicht einem Ballettschuh. Das spüre ich jeden Stein. Gerade heute, auf nicht geteerten Straßen und Kopfsteinpflaster. Manchmal denke ich, gehst du eigentlich barfuß? Und wenn so ein Stein direkt auf deine Blase trifft, dann zieht das rauf bis ins Hirn.
Auch das andere Material war schon besser in schuss. Meine Billigbadehose ist von den Dornen aufgerissen und die Gürteltasche hat auch schon besser gehalten. Aber die Sachen bringe ich noch ins Ziel, das weiß ich sicher.

Dafür hatte ich heute viel Schatten. Nur die letzten 20 Kilometer nach Silistra waren auf einer viel befahrenen Straße, zum Teil vierspurig, voll in der Sonne.
Ich schaue schon gar nicht mehr auf meine Gradanzeige auf der Uhr. Ich will's gar nicht wissen. Aber es waren heute sicherlich wieder 36 bis 37 Grad. Die Hitze hab ich so richtig auf dem freien Feld oder eben auf der Teerstraße abbekommen. 

Und da finde ich doch tatsächlich eine Sonnenblume, die gerade andersherum schaut wie die anderen zig Millionen. Ja, da hast du Zeit...
Oppositionssonnenblume
Oppositionssonnenblume
Habe ich gerade ein kaltes Wasser gekauft, dann ist es nach einer halben Stunde schon warm wie Tee - hängt ja auch dauernd in der Sonne. 
Jetzt bin ich am nördlichsten Teil von Bulgarien angekommen, die Donau zieht ihre Bahn weiter nach Norden Richtung Moldawien und der Ukraine. So werde ich morgen Bulgarien wieder verlassen.
Ein Hotel zu finden in Silistra ist leicht. Da gibt es genügend im Zentrum. Ich habe eines gefunden und (ohne Frühstück) auch gleich bezahlt. Frühstück gibt es hier in Bulgarien meist erst ab 8 Uhr. Da habe ich aber schon die Grenze passiert.
Schön ist es ja, wenn man nach dem Beziehen des Zimmers sofort duschen kann. Aber da kommt nichts raus. Gott sei dank habe ich noch nicht alles ausgepackt und kann das Zimmer wechseln, denke ich. Ab zur Rezeptionsdame und nach einem neuen Zimmer gefragt. Nein, das geht nicht, das ist in jedem Zimmer so, das ist in dem ganzen Hotel so und das ist in der ganzen Straße so. Bauarbeiten in Silistra. Bis auf weiteres ist hier das Wasser abgestellt. Das hätte mir die Nudel auch vorher sagen können...

Fortsetzung folgt. 

Ich danke den Tagessponsoren Myriam und Günter BLASER für die Unterstützung des heutigen Tages 39!

Tourdaten:
66 Km in 9h 40min, Aufstieg 090m, Abstieg 800m, 4.647 Kcal 
Gesamt:
2.495 Km in 349h 45min, Aufstieg 7.792m, Abstieg 7.894m, 193.721 Kcal 

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Martin