Tag 43: Turcoaja – Galati (51 km) – Moldawien – Ukraine – Galati (Rum.)

Hallo miteinander, 

es ist schon ein blödes Gefühl zuerst zurück zu fahren und dann die Strecke wieder retour abzulaufen. Ja, der Taxifahrer war heute morgen da. Er hat nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich nach dem Aussteigen wieder kehrt gemacht habe und zurück gelaufen bin.
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Von Macin könnte ich direkt nach Norden weiterjoggen, das wäre "querfeldein" und eine "Abkürzung" von 30 Kilometer (grüne Route).
Hm, was mache ich? Nein, ich nehme den Umweg über Braila und Galati, die rote Route auf der Karte. Dort übernachte ich. Das sind nur gute 45 Kilometer, denn wenn ich schon mal hier bin, dann besuche ich auch noch die Länder 9 und 10: Moldawien und die Ukraine.
Also voll easy heute. Um 11 Uhr nehme ich nach ca. 25 Km mein Frühstück ein (im Hotel gab es das nicht), es gibt einen geräucherten Hähnchenschlegel mit einem Pfund Brot (was kleineres gibt es nicht) und Kaffee vom Saeco-Automaten.
Frühstück
Frühstück
 Mit der Fähre wechsle ich für 30 Cent die Donauseite nach Braila und um 14 Uhr bin ich schon in Galati.
Fähre nach Braila
Fähre nach Braila
Und hier ging es auf Grund der Größe der Stadt eine Weile, bis ich durch die Stadt auf die Straße 2B gekommen bin. Dort habe ich die Uhr gestoppt. Die Route ist für heute beendet!

Die eigentliche Fahrradroute geht schon am Stadtbeginn Galati mit der Fähre über die Donau in Richtung Tulcea. Das mach ich dann morgen.
Moldawien und die Ukraine steht nicht auf dem Plan.

Bevor ich es vergesse:  In Galati befindet sich  der Flusskilometer 150 und kurz danach kommt das Schild 80! Ja, ab Galati wird die Donau bis zum Ende in Sulina in Seemeilen gemessen (eine Seemeile = 1,852 Kilometer).

Ich frage an der Straße 2B einen Autofahrer, ob er mich an die Grenze Moldawien fährt. Kein Problem, er nimmt mich mit und lässt mich nach ca.  acht Kilometer vor der Grenze Rumänien - Moldawien aussteigen. Dann will ich locker den ersten Grenzposten passieren. Nein, das geht nicht! Zu Fuß darf ich da nicht durch. Also Daumen in den Wind halten! Der erste nimmt mich die 100 Meter!!!  bis zur zweiten Grenze Rumänien-Moldawien mit. Hier stehen wir mindestens 30 Minuten. Es hat heute etwa 39 Grad. 

Natürlich fotografiere ich das Schild Moldawien und schon kommt eine Grenzerin angerannt. Foto und Video verboten!! Ich gebe mich völlig unschuldig. Dann folgt die Blockabfertigung. Ca. 10 Autos dürfen zur dritten Grenze und alle Ausweise und Pässe werden eingesammelt. Dann bekommt man nach einer gewissen Zeit am Schalter wieder das Dokument ausgehändigt - wild durcheinander. Ich komme hier noch mit dem Personalausweis durch, doch ich muss  im Auto sitzen bleiben.
Endlich sind die Kontrollen beendet, ich bin im neunten Land Moldawien angekommen!
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Moldawien
Blockabfertigung
Blockabfertigung
Zur Info: Die Donau hat in Moldawien eine Länge von 570 Metern (nicht Km).
Jetzt noch schnell das 10. Land, die Ukraine besuchen, ein Meter rein und wieder raus. 
Die Grenze kommt schon nach circa zwei Kilometern. An der ersten Grenze schauen mich alle an, als wenn ein Schimpanse auf einem Dinosaurier dahergeritten kommt. Immer nur Achselzucken und fragen, was ich denn hier will. Und ich erzähle meine Geschichte...
Ich bekomme ein kleines Zettelchen mit einem Stempel von Moldawien.
Beleg Moldawien
Beleg Moldawien
 Weiter geht's zur eigentlichen Grenze in die Ukraine. Komischerweise habe ich dort  den Eindruck, als wollen die mich sofort verhaften.
Ich erzähle dem ersten Grenzposten mit dem angerosteten Gewehr meine Geschichte, dann der Grenzerin, die mich gar nicht freundlich anschaut, nochmals. Ich bekomme einen zweiten Stempel auf den Fresszettel.

Und jetzt muss ich mein Handy vorzeigen. Ich hätte Bilder gemacht. Das muss ich wohl zugeben, bevor ich eine Doublette im Hintern verspüre. Jedes Bild wollen sie sehen. Und dann  muss ich all meine Bilder  löschen, die ich im Bereich gemacht habe.  Dabei sind Bilder von normalen Informationen der Autobahn oder sonstigen Informationen der Ukraine, keine Grenzbilder oder Personenbilder. Die spinnen doch!
Hätte ich vor ihren Augen nicht die Bilder gelöscht, dann  wäre das Handy vermutlich eingezogen worden.

Aber ich bleibe freundlich und überlege, wenn ich jetzt hier ein "Fass aufmache" dann bin ich in der Ukraine und muß kein Hotel suchen... (Späßle gmacht).

Jetzt kommt noch einer mit einem Kampfanzug hinzu. 
Warten, warten, warten. 
Und ich frage immer wieder, was ist jetzt, darf ich die zehn Meter durch und wieder zurück gehen oder nicht?

Ich soll warten!

Und immer wieder kommt der Goldfasan mit den goldenen Sternchen auf der Schulter raus und schaut sich das Ganze an, dann ist es ihm zu heiß und er verschwindet wieder.
Auch die anderen Grenzgänger stehen einfach so an der Grenze rum. Keiner weiß, wann er hier durch darf. Jeder gibt seinen Pass ab und irgendwann darfst du durch oder nicht. 
Das ist alles sehr militärisch hier. Mir tun die LKW-Fahrer vor der Grenze leid, ich glaube die stehen hier tagelang rum - bei fast 40 Grad im Schatten.

Aber irgendwann sind alle in ihrem klimatisierten Häuschen. Kein Blick nach außen. Da kann ich doch schnell die 10 Meter drüber hüpfen und ein Bild machen. 

Yes, ich habe es geschafft, ich war im zehnten Land, der Ukraine und wenn auch nur für eine Zehntelsekunde.
Ich bin in der Ukraine eingebucht
Ich bin in der Ukraine eingebucht
Ja ja, und dann kam was kommen musste, ich darf die Grenze offiziell nicht passieren. Das war ja klar. Ich habe ja kein Visum. Für das haben sie circa eine Stunde gebraucht.
Beim Zurückgehen nach Moldawien habe ich fleißig versucht, die gelöschten Bilder wieder einzufangen.
Grenze Ukraine
Grenze Ukraine  
Grenze Ukraine
Grenze Ukraine 
Und jetzt wieder die zwei Kilometer durch Moldawien zurück am ersten Grenzposten das gleiche Spiel: Ich darf die hundert Meter bis zur zweiten Grenze nicht zu Fuß gehen. Also wieder Daumen raus und mit einem Auto zur zweiten Grenze gefahren. Und hier fragt mich der Grenzer doch allen Ernstes, warum ich nur einen Ausweis dabei habe und keinen Pass. Ich sage ihm in mir fast unerklärlicher Ruhe, dass ich doch eben beziehungsweise vor gut einer Stunde hier vorbei gekommen bin und nur wieder zurück nach Rumänien will…

 Da bin ich jetzt wieder, in Galati, im klimatisierten Hotel und denke, ein zweites Mal würdest du das wieder machen.

Und nochmals Danke an meine Mama. Ich glaub das schlimmste ist überstanden (grins). Danke für den Tag 43! Das war ein cooler Tag.

Na dann, bis morgen

Ach so,

Tourdaten:
51 Km in 7h 70 min, Aufstieg 641m, Abstieg 638 m, 3.862 Kcal 
Gesamt:
2.748 Km in 388 h 10min, Aufstieg 10.348m, Abstieg 10.447m, 213.128 Kcal 


Gruß Martin