Hallo, noch einmal aus Serbien. Das Städtchen Kladovo hat mir gestern abend noch sehr gut gefallen, das ist eine sympathische Stadt mit westlichem Flair. Hier sprechen auch viele Leute deutsch. Nach dem Abendessen wollte ich auf meinem Zimmer noch die Route für heute planen, und ich bin geradezu über der Karte eingeschlafen. Um 2 Uhr habe ich dann die Zähne geputzt. Für heute gibt es verschiedene Routen zu dem Etappenziel Negotin. Eine wäre auf der rumänischen Seite gewesen. Da hätte ich gestern aber schon die Grenze nach Rumänien am Staudamm Derdap 1 passieren müssen. Meine Hauptroute geht weiter auf der serbischen Seite. Zunächst auf der Hauptstraße, auf und ab, ca. 28 km bis Slatina, da biege ich ab, direkt zur Donau. Bis dahin ist viel Verkehr um mich rum. Vor Monaten habe ich bei der Planung einen Weg abseits des Verkehrs auf der Karte eingezeichnet, die nach 5 Km wieder auf die Originalroute trifft, die dort dann auch abseits vom Hauptverkehr verläuft. „Wird schon passen!“ „Wenn nicht, dann gebe ich mir selbst eine Schelle“. Der Rucksack wird mir ab und zu dann schon einmal lästig. Ich glaube, ohne dieses Zusatzgewicht von fünf bis sechs Kilogramm (je nach Trinkvorrat) wäre die Tour um einiges entspannter. Manchmal hänge ich ihn um die rechte Schulter, dann linke Schulter oder eben normal auf den Rücken. So kann ich die Belastung etwas verteilen. Aber am unangenehmsten war der Rucksack schon noch die ersten Tage. Jetzt hat sich der Körper ein wenig darauf eingestellt. Und die Strecke direkt an der Donau ist ja so super. Direkt am Wasser. Rechts die Wochenendhäuschen und links die Bootsanleger beziehungsweise Angelplätze.
Und alles wieder voller Früchte. Die Kirschen sind jetzt ausverkauft, die Mirabellen wohl auch bald. Jetzt gibt es aber schon Pfirsiche und Brombeeren, Äpfel und Birnen. Aber was ich auf diesen circa 15 Kilometer an Gastfreundschaft erlebe, ist famous. Die (meistens) Rentner winken dich zu ihrer Hütte. Beim ersten Mal bekomme ich ein Wasser zu trinken. Bier, Schnaps oder Wein habe ich abgelehnt. Er zeigt mir seinen letzten Fang, ein Wels mit über 30 Kilogramm (lieber Tam, hier gibt es keine Forellen in der Donau, „nur“ Wels, Zander und Hecht). Und dann erzählt er mir, ich soll doch wieder zurückgehen, nach zwei Kilometern hat der Berg den Weg durch eine Lawine zugeschüttet und versperrt – schon länger her – macht niemand weg – circa 200 Meter lang und schwer bis gar nicht passierbar, erzählt er. Ich darf auch bei ihm übernachten, falls ich wieder vorbeikomme.

Aber ich will nicht die drei Kilometer zurück, also geradeaus weiter. Wir sind ja hier nicht auf einem Kindergeburtstag. Und das ist eine mächtige Lawine: Schlamm mit Bewuchs, Bäumen, Sträucher und Dornen. Da kommst du nicht durch, denke ich zuerst. Doch, rauf auf den Berg. Zum Teil knöcheltief im Schlamm wandere ich Meter für Meter und schlage mir einen Weg durch die Dornen. Und ich habe es doch geschafft. Notfalls wäre ich wahrscheinlich sogar geschwommen. Aber die Schuhe, die Socken, ojeh, das gibt wieder eine Sonderschicht beim Waschen.

Ich habe ja vieles richtig geplant, aber weiße Socken – so ein Schwachsinn. Dann haue ich mir eine rein und gehe geradewegs zur nächsten Einladung. Hier gibt es ein Bier, dass ich mit Cola mische. Auf den Weg bekomme ich noch eine Gurke als Wegzehrung. Die Tomaten und Paprika musste ich auch ablehnen, kein Platz im Rucksack.

In meiner Liste im Tagebuch steht heute unter Verpflegung tagsüber: 1,-Euro für zwei Wasserflaschen. Danke ihr Lieben Rentner und Obstbäume. Noch schnell den Staudamm Derdap 2 fotografiert und kurz danach bin ich in Negotin in einem Hotel. Nach der Vollwäsche geht leider das warme Wasser aus. Das macht nix, die kalte Dusche war genial, heute hatte es 34 bis 35 Grad. Es war ein schöner Tag!

Liebe Ute und Markus MEIER: Danke für das Sponsoring des heutigen Tages 32.
Tourdaten: 59 Km in 9h 15min, Aufstieg und Abstieg 285m, 4.380 Kcal
Gesamt: 2.024km in 282h 05min, Aufstieg 5.917m, Abstieg 6.049m, 159.549 Kcal See You Martin