Hallo miteinander, ich bin es nochmal.
Das wäre mir alles zu abrupt gewesen und ich will euch gerne noch etwas von gestern und heute erzählen:
Vorneweg ein Dankeschön an meine lieben Kollegen/innen der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen, Kriminalinapekton 7 für die Unterstützung Tag 46, 47 und 48.
Die Tage 49 und 50 wurden von Claudi und Franky Weißhaupt (Bürgermeister einer 10-Seelen-Gemeinde) gesponsert – merci. Ihr ward eine der Ersten und habt an die Beendigung des Laufs geglaubt.
Das war gestern schon komisch. Ich steh nach fast 2.900 Km am Leuchtturm, mache 5 Bilder und dreh wieder um, so als wenn man eben irgendein Gebäude schnell mal fotografiert und das nach 1 1/2 Jahren Planung, Training und Lauf. Ich hab mir immer vorgestellt, da schlägst du Saltos und feierst dort bis in die Nacht… Nein, ich habe nicht einmal angestoßen, war nicht in der Donau und nicht im Schwarzen Meer. Es war ja auch schon spät geworden und für heute muß ich auch noch was übrig lassen.
Ich bin jetzt einfach nur froh, das Ziel erreicht zu haben und ich danke Gott, dass mir eigentlich gar nichts zugestoßen ist.
Mit Hilfe der Glücksbringer meiner Familie konnte das auch nie schief gehen!
Gesundheitlich fühle ich mich besser als vorher. Ein paar Blasen an den Füßen und die Probleme mit dem rechten Bein zu Anfang (wobei das das größte Problem war), das war’s. Das Leiden und der Kampf tagtäglich mit Regen, Hitze… ist Geschichte.
Jetzt mache ich erst einmal Urlaub.
Nach der Ankunft habe ich gestern beim Verlassen des Schiffes eine Visitenkarte von einem der vielen Unterkunftsanbietern eingesteckt und Christian in der Stadt wieder getroffen. Warum nicht mitgehen? Er kann gut Englisch und gibt mir Auskunft über meine weitere Planung. So managt er meine Rückreise mit dem Schiff nach Tulcea am Freitag und den morgigen Ausflug. Seine Schwester wäscht mir noch meine ganzen Sachen inclusive Turnschuhe, Rucksack und Bauchgürtel. Dort bekomme ich auch Fisch zum Abendessen. Ein kleiner Nachteil sind die Schnaken hier. Ich höre immer noch das fiese Surren der ekelhaften Mistfiecher in meinem heißen Zimmer im Ohr. Da kann ich nicht viel schlafen – trotz Mückenschutz auf der Haut.
Bei der Abendzigarette draußen im „Kühlen“ fliegt doch glatt und sauber noch eine Sternschnuppe an mir vorbei. Ich komme mir vor, wie die Heiligen Drei Könige und wusste: Ich bin da.
Und heute stehe ich wieder um 05.59 Uhr auf, lass aber alles ganz gemütlich angehen. Ich bekomme ein gutes Frühstück und um 8 Uhr geht es mit dem Boot auf eine kleine Tour.
Zuerst überqueren wir die Donau. Genau gegenüber der Anlegestelle der großen Schiffe befindet sich das Schild „0“. Ich darf nicht aus dem Boot – Industriegebiet und Hundi groß.

Ab jetzt geht die Zählung in 100-Meter-Schritten wieder aufsteigend bis ca. 8 km zum neuen Leuchtturm.
Wir passieren den zweiten alten Leuchtturm „Nord“, der sich ca. 1 Km nach dem Leuchtturm in der Stadt – meinem Ziel befindet.
Wow, der Wellengang wird höher, die Donau fließt nach dem neuen Leuchtturm ins Schwarze Meer. Süßwasser trifft auf Salzwasser.



Der Bootsführer und ich (wir sind alleine – deshalb auch teurer) fahren im seichten Gebiet im Schwarzen Meer wieder zurück. Überall auf Grund gelaufene Schiffe. Die lässt man hier verrosten.

In der Ferne sehe ich die riesigen Pelikanschwärme, das ist aber ukrainisches Gebiet und dort dürfen wir nicht hin.
Über einen Seitenarm fahren wir direkt zum Leuchtturm Nord und legen an. Der ist nur noch eine baufällige Ruine – aber schön. Zwischen den Etagen fehlen die Leitern. Da ich alleine bin, und kein „Ofizieller“ da ist, klettere ich im Innern mit einem etwas mulmigen Gefühl bis nach oben – schöne Aussicht! Nach zwei Stunden ist die Fahrt zuende.




Jetzt gehe ich wieder zu „meinem“ Leuchtturm in Sulina und besuche das dortige Museum und kaufe für mich ein schönes Andenken an Sulina.


Nach dem Frisör (3,50 Euro) wird es Zeit fürs Baden im Schwarzen Meer.

Der Plaja ist ca. 2 Km entfernt und ich gehe eine Parallelstraße zur „Flaniermeile“. Die Stadt wirkt aufgegeben und verlassen, alt und marode. Sulina hat die Blütezeit hinter sich, als hier noch ein riesiger Umschlagplatz zwischen Ost und West war.
Und jetzt bin ich an meinem allerletzten Etappenziel angelangt, dem Schwarzen Meer. Wie bereits erwähnt, dass Meer ist nicht schwarz. Beim Baden habe ich den Eindruck, dass es überhaupt nicht salzig schmeckt und es ist wohl temperiert. In anderen Ländern würden hier schon zig Hotels, Bars, Rutschen und was weiß ich stehen. Hier gibt’s eine Strandbar, ein Restaurant und der Rest ist unverbaut (unberührt kann ich nicht schreiben – wegen dem Müll).

Das war’s dann wohl. Während der vielen Stunden auf der Piste ist mir so einiges durch den Kopf gegangen, sinniges und unsinniges. Lustiges und trauriges.
Ich habe auch lange überlegt, was soll ich meinen vier Lieben daheim mitbringen. Ein Anhänger aus Sulina wird nicht gerade Begeisterungsstürme hervorrufen. Und irgendwann kam ich auf die Idee:
Etwas was alle daheim wollen und ich immer dagegen war. Der Martin kann im Leben auch einmal seine Meinung ändern, und das sogar offiziell. So gibt es kein zurück mehr:
Es ist / wird ein
H U N D I

So hat die Geschichte sein Ende gefunden.
Und für mich war es eine schöne Geschichte, die mir ewig in Erinnerung bleiben wird (ich glaube, ich muss noch nach einem Verlag Ausschau halten – das wäre noch die Krönung, wobei mir nicht einmal ein Titel einfallen würde).
Zum Schluß möchte ich mich bei allen Lesern für die aufmunternden Kommentare bedanken. Ich bin nicht der Mensch, der beim Redenhalten ganz vorne steht und einen Satz nach dem anderen top artikuliert ins Mikrofon spricht oder ins Handy hackt. Und es war sehr, sehr motivierend für mich zu hören, dass viele sich schon auf den nächsten Bericht freuen – danke, vielen Dank.
Der größte Dank aber geht an meine Frau Conny und meine Kinder Leonie, Mick und Sina. Es ist nicht selbstverständlich, seine Familie einfach einmal so 50 Tage daheim sitzen zu lassen – danke, dass ich meinen Traum leben durfte!!

Euer
M A R T I N
PS: Morgen gibts vielleicht noch ein paar Bilder, wenn ihr brav seid.