Tag 19: Moča – Esztergom – Vác (70 km)

Hallo aus Ungarn!

Gestern habe ich noch in der Slowakei übernachtet. Einziger Gast in einer riesigen Pension. Alleine war ich auch beim Abendessen sowie beim Frühstück. Die ganze Nacht bellen die Hunde. Da hat jedes Haus so ein Kläffer. Einer fängt an zu bellen und alle Hunde vom Dorf machen mit. „Schumi damm damm…“ Da gibt es irgend ein Lied. An das hab ich heute schon gedacht. Wieder nur Damm, Damm, Damm ohne Bäume. Dann gehe ich doch mal in den angrenzenden Wald hinunter, da hab ich nämlich ein Weg gesehen. Der war wunderschön an der Donau gelegen, mit Strand (nächstes Lied: „Einst ging ich am Rande der Donau entlang, o, o, o, olalala…“). Blöd nur, dass der einfach aufhört – wieder zurück – und 1km obendrauf.

Die Strände werden mehr
Die Strände werden mehr
Irgendwio am Damm
Irgendwo am Damm

Wieder auf den Damm! Genau 1! Radler hat mich heute dort überholt. Für Läufer geht es dort eigentlich, aber als Radfahrer ist es in der Slowakei eher ungemütlich, da ständige Bodenwellen vom aufgeworfenen Beton und Schranken das Radeln erschweren. Ach ja, ihr Slowaken, warum grüßt ihr eigentlich nie? Dann lass ich es eben auch sein. Der einzige Radler kommt mir wieder entgegen. Ist halt wieder auf dem Rückweg, denke ich noch. Falsch gedacht, weiter vorne war die Durchfahrt / Durchgang gesperrt, obwohl auf der Karte und auf dem Handy dies als Weg durchgezeichnet war. Der Dackel auf dem Rennrad hätte mich ja warnen können, aber nein, hier sagt man ja nichts.

Meinen bestimmt nicht mich
Meinen bestimmt nicht mich

So, was tun? Zurück? Nein! Zu viel Umweg, also Schild ignorieren. Das kann ich ja sowieso nicht lesen, aber ein roter Kreis bedeutet nichts Gutes. So bin ich also weitermarschiert. Und jetzt kommt noch ein Tor. Ich stehe vor einem riesigen, umzäunten Industriegebiet, weitgehend verlassen. Über das Tor steige ich nicht. Jetzt folge ich einmal den Bahnlinien. Aber die enden dann bald auch irgendwo in der Pampa. Aber in der Nähe ist ein Tor geöffnet, das in das Industriegebiet hineinführt. Da ist mein Weg eingezeichnet, also nix wie rein. Das muss ich jetzt durchziehen. Aus dem verlassen Industriegelände wird ein betriebsames Werksgelände, wie gesagt, alles abgesperrt. So stelle ich mich stumm, die Augen auf den Boden gerichtet und dann einfach durch. An der Pforte habe ich diese Taktik durchgezogen. Der Pförtner fand das nicht so lustig, kam aus seinem Häuschen und redete mit mir, aber ich bin ja stumm! Ich Grüsse freundlich und lächle, als wäre es ganz normal, dass ich hier durchmaschiere. Und es hat geklappt. Zumindest hat niemand geschossen.

...nächster Weg
…nächster Weg
... Augen zu und durch
… Augen zu und durch

Zwei Kilometer danach (ich muss mich jetzt mal kürzer fassen) bin ich an der Grenze Slowakei / Magyarorszag (manche sagen auch Ungarn). Auf der Brücke nach Esztergom.

Grenze Slowakei Ungarn
Grenze Slowakei Ungarn
Basilika Esztergom
Basilika Esztergom

Und was ändert sich? – Die Leute grüßen wieder – Radweg mit Schatten an der Donau – Der Euro weicht dem Forint Jetzt bin ich im dritten Land angelangt, das wurde auch Zeit. In der Slowakei hat es mir nicht so gefallen. Später musste ich dann mit der Fähre wieder auf die Nordseite wechseln und die letzten 22 Km bei 37 Grad bis Vac habe ich wirklich gelitten. Der Pensionsinhaber wollte mit mir bei der Ankunft gleich einen Slivowitz trinken… Und die Frau wäscht meine Klamotten.

Tourdaten: 70 Km in 9h 20min, Aufstieg und Abstieg 65m, 5.328 Kcal

Gesamt: 1.215 Km in 162h 09min, Aufstieg 3.527m, Abstieg 4.159m, 102.329 Kcal

Danke an Mike Klug, dem Tagessponsor für heute! Morgen geht’s nach / durch Budapest Grüße aus Ungarn Martin

PS: Gastgeschenke darf man nicht abschlagen