Hallo, hier ist zum letzten mal Martin:
I C H B I N D A ! ! !
Jetzt ganz langsam von Anfang an.
Das war vielleicht ein ruhiger Abend auf dem Campingplatz in Partizani. Um 20 Uhr bekam ich ein Abendessen und saß da ganz alleine im Restaurant. Vier Leute (Chefin zum Kassieren, ein Mann, der Englisch kann, die Köchin und eine Haushälterin) haben höflich gewartet, bis ich zuende gegessen habe. Ich musste aber noch einmal nachbestellen – zu wenig. Dann sind alle gegangen und ich war alleine im Donaudelta, so hab ich mich zumindest gefühlt. Nachts höre ich von überall her irgendwelche Tierlaute. Das war fast schon gespenstisch. Nein, ich hatte keine Angst.
So spät wie heute bin ich noch nie weggekommen.




08:00 Uhr: Jetzt kommen meine letzten Kilometer nach Gorgova. Ich genieße jeden Schritt – gehe – jogge – fotografiere. Die Straße wird zum Weg, staubig und uneben mit fast metertiefen Schlaglöchern. Da fahren die mit ihren Dacias durch, Respekt.
10:30 Uhr: Ich bin jetzt in Gorgova. Der Weg würde noch weiter gehen, aber irgendwo endet er dann an einem kleinen Seitenfluß. So ist das auch das Ende für mich nach 21 Kilometer. Und hier hält auch das Schiff, das von Tulcea nach Sulina fährt. Und es soll erst gegen 15 Uhr hier eintreffen, sagt man mir im Market. Da dann trinke ich mal was. Und das sind doch glatt 4,5 Liter in zwei Stunden, ehrlich (hab bis Sulina nichts mehr gebraucht). Ich hatte das erste mal auf meiner Uhr über 40 Grad angezeigt bekommen.
13:00 Uhr: Ich verlege meinen Standort zum Anlegeplatz des Schiffes und schreibe im Tagebuch.

15:15 Uhr: Ich gehe auf das Schiff. Es ist vollgepackt mit Touristen, Anglerausrüstungen, Lebensmittel, Tiere… Auch auf den Gängen. Von einem Moment zum anderen hat die Ruhe und Einsamkeit ihr Ende gefunden. Mir wird es irgendwie anders, ich kann es aber nicht erklären.

17:27 Uhr: Das Schiff legt in Sulina an. Alle stürmen in ihre Hotels, ich nicht. Ich habe ein anderes Ziel, der alte (um 1800) Leuchtturm von Sulina. Der steht fast mitten in der Stadt. Jetzt ein Museum. Jedes Jahr verlängert sich das Land durch das angeschwmmte Sediment um ca. 40 Meter. Der neue Leuchtturm ist fast schon 10 Kilometer von hier entfernt. Das ist nicht mein Ziel. Das einfache 0-Kilometerschild ist auf der anderen Seite der Donau.

I17:40 Uhr: lch gehe jetzt am Hafen entlang und dann Richtung Plaja Sulina und da steht er vor mir:
D E R L E U C H T T U R M V O N S U L I N A
Und jetzt rattert es in meinem mechanischen Hirn und ich sehe ein Film vor mir:
- Ich starte in Donaueschingen
- Es regnet, regnet, regnet
- Aufgeweichte Fußsohlen und Blasenpflaster
- Ich verabschiede mich daheim
- Hunderte Kilometer mit schmerzendem Bein
- ich friere
- Schaue hinab zur Schlögener Schlinge
- Petrijünger Walding
- Massage in Linz
- Die schönen SMS, WhatsApp-Nachrichten, Emails
- Der Donaurun-Song
- Die Dämme und ewigen Geraden
- Die Hitze
- Die Hexe und der Ober in Belgrad
- Die Grenzübertritte, vor allem Ukraine
- Meine Irrläufe ins Nichts oder Industriegebiet
- Die Kilometer auf den „Autobahnen“
- Die Hilfsbereitschaft
- Die Wasserstellen
- Die SD-Karte
- Die Herbergssuche
- Die Schreiberei
- Der Zerschossene Wasserturm
- Der Müll und die verlassenen Dörfer
- Die Bäume voller Früchte
- Das Eiserne Tor
- Die toten Tiere am Fahrbahnrand
- Die Hunde
- Die riesigen Sonnenblumenfelder
- …
Und jetzt stehe ich einfach so da und denke mir:
D U H A S T G E W O N N E N!
UND EINES HABE ICH GELERNT: DIE DONAU IST NICHT BLAU UND DAS SCHWARZE MEER IST NICHT SCHWARZ ABER DER MENSCH IST EIN TIER.
Gesamtdaten des Donauruns :
2.881 Km in 410h 40min, Aufstieg 11.118 m, Abstieg 11.267m, 222.912 Kcal
Mein Dank gilt heute der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen, Kriminalinapekton 7 für die Unterstützung Tag 46.
Dann wäre es jetzt Zeit euch allen Tschüß zu sagen. Aber ich habe ja noch ein paar Tage übrig. War ja schneller da als gedacht.
So gibt es morgen sicher auch noch etwas zu erzählen! Dann schreibe ich auch morgen.
Es geht ja bis Tag 50!
Es grüßt
Martin