Tag 42: Harsova – Turcoaia (69 km)

Servus miteinander, jetzt bin ich wieder an der Reihe.

Was gibt's denn zu berichten?

Die Pension  "La Natu" gestern war ganz ok, nur die verlangen hier noch mehr Geld, als wenn man in einer Großstadt in einem Hotel nächtigen würde. Im Hotel habe ich mehr Komfort. Hier hatte ich eigentlich nur ein Bett direkt an der Straße, ohne Klima und Wasser im Zimmer. In der Nacht habe ich mich mit einem nassen Handtuch zugedeckt, das hat die Schwüle etwas gelindert. Ich habe gut geschlafen und war ja Gott froh, dass ich überhaupt ein Bett hatte. Beim Essen war ich wieder allein im Restaurant (es gab heute Cordon Bleu mit Salat und 3 Radler).
Habe ich heute Geburtstag?

Ich renne so den Berg hoch, da hält neben mir ein Auto. Der Fahrer Andrej kann gut Englisch und fragt mich, woher ich komme, wohin ich gehe... Er arbeitet bei Bayer in Bukarest und findet es toll, was ich da mache.  Dann gibt er mir einfach so Werbegeschenke: Ein Touch-Pen-Kugelschreiber, eine Taschenlampe, eine Basecap, Orangen, Pfirsiche und 1 Gatoradegetränk, das ich sofort vernichte. Wir tauschen noch unsere Personalien aus und dann geht's weiter. Wie soll ich das denn alles mitschleppen? Die Früchte esse ich gleich und die Mütze werde ich später einem freundlichen Bauernjungen übergeben.
Andrej
Andrej
Vor Dueni hält dann ein Fuhrwerk neben mir. Der Mann hat die Deutschlandfahne auf meinem Rucksack gesehen und bittet(!) mich mitzufahren. Auf der kurzen Fahrt unterhalten wir uns. Er hat einen Sohn in Hamburg, den ruft er sogleich an und drückt mir das Telefon ans Ohr. "Hallo, Grüß Gott, wie gehts, alles klar, grüß mir Vater..." Alle freuen sich und ich "darf" wieder gehen.
Dann fährt ein Telekom Fahrzeug an mir vorbei. Das hält auch an. Auch dieser Fahrer will wissen wohin die Reise geht. Ja, da stehen die einfach auf der Straße rum und unterhalten sich mit einem. In der nächsten Ortschaft kommt mir der Telekom Mitarbeiter mit seinem Dacia  wieder entgegen und stoppt sein Fahrzeug  neben mir. Jetzt gibt er mir ein Sandwich, das soll ich essen, ich muss mich stärken!
Und ich habe doch gar nicht Geburtstag. Aber so sind dir Leute hier, spontan und freundlich. Habt Dank.
Auch heute nehme ich reiß aus, verlasse den Radweg und gehe an der Donau beziehungsweise den Seitenarmen entlang. Manchmal auch durch den Wald, da muss ich aber rennen - die Mücken fressen dich sonst.
Objektiv nach links..
Objektiv nach links… 
Objektiv nach links...
Objektiv in die Mitte… 
Objektiv nach rechts!
Objektiv nach rechts! 

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Lieber Karl-Heinz Dunkel, wenn du die Strecke mit dem Rad fährst, mache es so wie ich und biege nach Peceneaga links ab. Hier gibt es einen breiten Weg nach Turcoaia. Da bist du ganz alleine und weg von der Straße. Aber auch kein Schatten. Ich glaub mir macht die Hitze jetzt viel weniger aus wie zu Anfang (37 Grad).
Die schönen Landschaften sind das eine, der viele Müll das andere. Wenn ich hier Chef wäre, dann würde ich mit absoluter Sicherheit versuchen, das Flaschen- und Dosenpfand einzuführen. Und ich würde Weichspüler verkaufen. Die Bettwäsche und die Handtücher fühlen sich an wie ein achtziger Schmirgelpapier. Da bist du morgens froh, wenn du nicht blutig aufwachst. 
Gestern habe ich noch mit der Schwäbischen Zeitung telefoniert und mitgeteilt, dass ich bisher nie in die Donau zum Baden gegangen bin, nein nicht einmal berührt habe ich sie. Ganz am Anfang (Tag 0) an der Brigachquelle und an der Bregquelle. Bald ist es soweit!
Trocknet langsam aus
Trocknet langsam aus 
Wald, Schatten, Mücken
Wald, Schatten, Mücken 
An was sehe ich, dass ich mich dem Ziel Sulina beziehungsweise dem Schwarzen Meer nähere?
1. Ich halte die letzte Karte (von 11) in der Hand
2. Auf meiner Uhr werden 10 HM ü.N. angezeigt 
3. Autokennzeichen mit TC für Tulcea kommen mir entgegen.
Ich werde weniger Gesamtkilometer auf der Uhr haben wie geplant, da durch den direkten Weg an der Donau zum Teil an Kilometer gespart wird. Das war aber auch schon anders herum.
Über den Berg im Hintergrund muß ich noch
Über den Berg im Hintergrund muß ich noch 
So, jetzt bin ich nach 69 Kilometern an der Straße 22D angekommen. Eine erhoffte Schlafmöglichkeit findet sich hier nicht - dass ist nur ein kleines Restaurant. Hier frage ich den Taxifahrer nach einer Unterkunft. Die ist 14 Kilometer entfernt in Macin. Das liegt auf meiner Strecke, das weiß ich und hier ist auch ein Hotel bei mir eingezeichnet. Aber ich hab für heut genug und jetzt machen wir das mal anders.   Wir verhandeln einen Preis aus (10,- Euro) für die Hinfahrt heute und Morgen früh, so Gott will, holt er mich um 7 Uhr vor dem Hotel ab und fährt mich zum Ausgangspunkt. Die Km will ich nicht geschenkt.
Und ich habe eine Klimaanlage, Bügel für die Wäsche, Seife... Yeah!

Alles da
Alles da
Meine liebe M A M A, du musst keine Angst mehr haben, ich bin gesund, unverletzt und fast am Ziel.
Danke für den Tag 42!!
Das war ein schöner Tag

Tourdaten:
69 km in 10h 30min, Aufstieg 470m, Abstieg 455m, 5.226 Kcal 
Gesamt:
2.697 Km in 380h 40min, Aufstieg 9.707m, Abstieg 9.809m, 209.266 Kcal 

Wenn ihr wollt bis morgen

Griaßle Martin