Tag 27: Beška – Belgrad (67 km)

Servus aus Belgrad, das Beitragsbild ist nicht die Stadt Nivea, sondern Belgrad. Da will ich heute hin. In der Pension in BEŠKA hatte ich noch eine nette Bekanntschaft mit österreichischen Radfahrern aus Linz. Die fahren auch noch bis Belgrad, dann ist für die Radler aber schluss. Auch sie klagen über die zum Teil schlechten Straßen.

Radler aus Österreich
Radler aus Österreich

Ich entscheide mich heute für eine Route abseits des Verkehrs. Es wird schon gut gehen. Es ist zwar sehr staubig, aber doch noch besser, als auf den vielbefahrenen Straßen. Die Temperatur pendelt sich bei 30 Grad ein. Ich komme mitten durch große Felder, meist Mais- oder Sonnenblumenfelder.

Hier gab es keinen Verkehr
Hier gab es keinen Verkehr

Währenddessen frage ich mich, wie lange hältst du das überhaupt noch durch? Der Körper wird das doch nicht ewig mitmachen. Ich warte jeden Tag darauf, bis es mir einmal so richtig den Stecker zieht, aber irgendwie geht es immer wieder aufs Neue. Ich gehe ja auch viel. Es ist schon grandios, zu was man seinen Körper bewegen kann. Aber irgendwann wird er wieder rebellieren – warten wir’s ab. Wenn ich nicht viel kann, aber Abschalten beim Laufen, das kann ich. Da träume ich einfach vor mich hin, zähle irgendwas oder schalte die „Anlage“ ab. Das geht heute wieder, gestern nicht, da habe ich mich von einem Lkw zum anderen konzentriert, da ist nichts mit Träumen. Das könnte dir zum Verhängnis werden. Heute schaue ich zum Beispiel ganz nach vorne an das Ende einer ewigen Geraden. Jetzt kommt ganz hinten ein Auto angefahren. Ich zähle meine Schritte: 267 sind es, bis mich das Auto passiert. Das nächste fährt nach 210 Schritten an mir vorbei. Bald bin ich bei Null angelangt, wieder über einen Kilometer abgeknabbert. Die nächste Gerade, alles von vorne… Belgrad liegt vor mir. Und wieder eine Hauptstadt mit 1,8 Millionen Einwohnern. So viel Einwohner haben auch die Hauptstädte Wien und Budapest. Das ist ja langweilig. Alleine in Belgrad bin ich fast 15 Kilometer unterwegs – gehend versteht sich. Dort laufe ich parallel zum Radweg Richtung Zentrum in den Stadtteilen Zemun und Novi Beograd. Ich komme durch viele verarmte Viertel. Kinder wühlen in Müllbergen herum. Apropos Müll. Ich finde, dass Belgrad ganz schön zugemüllt ist.

Auch das ist Belgrad Nähe Zentrum
Auch das ist Belgrad Nähe Zentrum

Überall sehe ich Abfall, vor allem Plastikflaschen. Sogar im Zentrum. Ansonsten wird es in Richtung Mitte natürlich besser. Für die Radfahrer ist gesorgt, überall gibt es eine Radspur, das war aber in den anderen Großstädten auch so. Sehr gut gemacht ist dies vor allem entlang der Donau und der Save, die im Zentrum Belgrads in die Donau fließt. Sehr schön finde ich auch die vielen Wasserrestaurants und -hotels auf den Booten. Aber auch hier, jedes zweite ist verlassen und heruntergekommen. Aber so zeigt sich Belgrad eben, hier hui, nebenan pfui. Mir haben die zwei Stunden Sightseeing gereicht. Die Festung Belgrads, „Kalemegdan“ habe ich nicht besucht.

Kalemegdan
Kalemegdan

Mitten im Zentrum halte ich Ausschau nach einem Hotel. Im Ersten kann ich nicht rein, da passe ich mit meinen Klamotten nicht ins Bild. Das zweite sieht ganz nett aus. Ich buche mich im Hotel Royal ein. Das Zimmer hat 4-5 qm (echt Freddy), aber Klima, die auch funktioniert. Man darf im Zimmer nichts berühren, alles sehr schmuddelig. Vom Rucksack packe ich nur das aus was ich auch benötige. Ich habe ja auch keinen Platz und der Rest ist verschmutzt. Die Dusche betrete ich mit den Flipflops. Verdammt, und wieder lässt sich der Duschkopf nicht einhängen. 1 Bügel muss für meine Wäsche reichen. Das Wasser läuft nicht ab, aber ich finde in einer Ecke doch noch WLAN und so kann ich euch das schreiben und versenden.

Blick aus meinem Zimmer
Blick aus meinem Zimmer
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Und das ist meine Bleibe in Belgrad

Tourdaten: 67 Km in 9h 05min, Aufstieg 140m, Abstieg 110m, 4.818 Kcal

Gesamt: 1.710 Km in 235h 05min, Aufstieg 4.537m, Abstieg 4.689m, 136.263 Kcal

Meinen besonderen Dank gilt der Familie Weissenrieder für den Tag 27. Ich freue mich schon auf die Überraschung von Andy Herkommer!

Grüße aus Belgrad Martin

2 Gedanken zu „Tag 27: Beška – Belgrad (67 km)“

  1. Hallo Martin,

    ich bin einer von den Österreichischen Radlern.
    Haben Belgrad gut erreicht, eine sehr lebhafte Stadt, viele junge
    Leute, aber auch krasse Gegensätze (Armut).
    Wir sind noch am Freitag Abend mit dem Auto nach Novi Sad gefahren und haben dort genächtigt.
    Am Samstag Nachmittags sind wir alle wohlbehalten in der (Schwertberg, OÖ) Heimat angekommen.

    Ich wünsch dir alles Gute für den weiteren Verlauf deiner Reise.

    Klaus Glocker

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