Ciao, Im Hotel war es heute Nacht durch die Hochzeit noch ganz schön laut. Das hat mich aber nicht mehr gestört. Ich habe mir die eigene Musik ins Ohr gesteckt. Morgens bekam ich schon um halb sieben ein schönes Frühstück serviert. Der Rücken war etwas malad von der schlechten Matratze. Aber egal, ich bewege mich ja gleich wieder. Nach den (meinen) negativen Eindrücken von gestern gehe ich positiv in den neuen Tag. Alles ist gut, die Füße etwas schwer. Ich komme schon um 7 Uhr weg, und laufe, was das Zeug hält. Ich habe heute noch eine wichtige Entscheidung zu treffen: Nach 40 Kilometern, in STARA PALANKA, kann ich auf der Nordseite der Donau bleiben, oder mit der Fähre auf die Südseite wechseln. Auf der Nordseite komme ich nach Rumänien. Dort sind mehr Unterkünfte und ich hätte wieder meine EU Flat fürs Handy. Auf der Südseite soll es aber schöner sein, aber etwas hügeliger. Leider gibt es hier weniger Übernachtungsmöglichkeiten. In der Folge kommen im Süden einige Tunnels, bis zu 500 Meter lang, bei denen es keine großen Ausweichmöglichkeiten gibt. Da hab ich Respekt davor. Was tun? Will ich nach Rumänien, dann muss ich ca. 25 Km über Bela Crkva über die EU- Außengrenze Serbien / Rumänien. Die 25 Km natürlich wieder zurück, und ich bin fast da, wo ich vorher war (siehe Karte).

Oder ich mache einfach einen illegalen Grenz-übertritt unterhalb SOCOL ( die Brücke in SOCOL über das Flüsschen gibt es laut Google Earth nicht mehr). Ich weiß nicht, wie breit der Bach ist, aber da müsste ich eben schwimmen. Bevor ich dort noch verhaftet werde, gehe ich lieber das Abenteuer Herbergssuche ein.
Die Fähre in Stara Palanka fährt laut Internet und Karte alle drei Stunden, beginnend ab 6 Uhr. Deswegen der kleine Stress am Morgen. Ich will die 40 Kilometer um 12 bewältigt haben, dort will ich in Stara Palanka sein. Ansonsten muss ich wieder drei Stunden warten.
Das Laufen hat heute gut geklappt. Es ist morgens etwas bewölkt, wird dann auch wieder schnell warm. Mittags haben wir wieder die 33 Grad. Ich konnte vor der Fähre sogar noch bei einem netten Wochenendhausbesitzer verweilen. Er hat mich kurzerhand einfach so zum Kaffee eingeladen.



Die Landschaft ist jetzt sehr schön. Etwas hügeliger, Waldgebiete, Wege abseits vom Verkehr, alles anders als gestern. Kurz vor zwölf bin ich an der Fähre. Die fährt aber erst um 13:15 Uhr, anstatt 12 Uhr. Egal, hier ist es schön und es hat Restaurants. Ich esse wunderbaren, gegrillten Zander und Wels – schreibe das Tagebuch.

Hier beginnen die Karpaten und der Donaudurchbruch Eisernes Tor 1 und 2 ist nicht mehr weit. Dort muss sich die Donau durch das Gebirge zwängen. Fast 150 Kilometer staut sich die Donau ab hier bis zum Staudamm DERDAP, den Rumänien und Serbien in den Siebziger Jahren gemeinsam gebaut haben.

Nach 20 Minuten schöner Fährfahrt bin ich in Ram angekommen und laufe noch die restlichen 18 Kilometer bis ins Hotel. Die letzten acht Kilometer waren die schönsten in Serbien bisher, und so soll es auch weiter gehen. Direkt am Fluss, Berge, grüne Wiesen, Kühe, alleine! Ich fühle mich wie im Allgäu. Vor dem Ziel überholt mich noch ein einheimischer Radfahrer, mit Gemüse vollgepackt. Weiter vorne sitzt er im Schatten vor seinem Wohnwagen und bietet mir seinen Schnaps an. Na ja, bin ja gleich da. Ein kleiner Nipper aus dem Flachmann und ich gehe zum Silbersee, wo ein schönes Hotel auf mich wartet – mit kleinem Wasserpark.


Da gehe ich noch hin und trink was feines – fühle mich wie im Urlaub. So langsam sehe ich aus, wie eine Tigerente, gestreift, von der Sonne gegart.

Danke an die Tagessponsoren Heike & Karl-Heinz DERWING.
Tourdaten: 59 Km in 8h 30min, Aufstieg 150m, Abstieg 125m, 4.410 Kcal
Gesamt: 1.826 Km in 252h, 20min, Aufstieg 4.722m, Abstieg 4.874m, 144.817 Kcal
Es grüßt euch Martin
Hallo Braitschi,
ich wusste gar nicht, dass es auf dem Balkan auch Zeckenzüchter gibt. Dachte die gibt es nur bei uns. Ich verfolge Deinen Run jetzt schon von Anfang an. Weiß immer noch nicht so recht was ich davon halten soll. Typisch Braitschi, total krank. Dachte ich melde mich erst jetzt. Auf der zweiten Hälfte der Strecke braucht man vielleicht etwas mehr Zuspruch. Wenn es Dir hilft, kann ich Dir zur Motivation auch eine MP3-Datei mit meinen üblichen Beleidigungen wie Zeckenzüchter oder Hasenhengst schicken. Hauptsache Du hälst durch und erfüllst Dir deinen Traum die Donau ins Meer fließen zu sehen.
Ja, ich schon wieder…
Hab mir gestern auch noch die nächsten Kilometer angeschaut und mich gefragt, wie weit Du heute läufst, Martin. Die Orte sind nicht gerade dicht „gesät“. Evtl. gibts wieder einen Bericht von ewiger Herbergssuche – der Bericht darüber würde mich freuen… :-)) 😉
Hallo Braitschi,
recht so, bleib auf der Südseite, dann musst du nicht ganz so viel Rümänien bewältigen. Wir sind damals auf dieser Seite weiter bis Bulgarien und einige Kilometer nach der Grenze Serbien/Bulgarien in Vodin dann wieder auf die Nordseite nach Rumänien. Da gibts an dieser Stelle eine ganz neue EU-Brücke und keine Fähre mehr.
Die Tunnel sind zwar zappenduster, haben aber rechts und links breite Regenrinnen, so dass du locker einen Meter weg von den durchheizenden PKW und LKW bist. Entgegegenkommende Fahrzeuge blenden einen halt, da mussten wir manchmal kurz anhalten.
Du hast jetzt echt den geilsten Abschnitt der Tour vor dir, genieß es!!!
Halt durch, du bist auf dem besten Weg zu einer grandiosen Leistung, und denk an die abendlichen Hülsen,
Sessel!!!!!
Roli
Hallo Tigerente, 😉
Fantastisch Deine Berichte, Martin.
Überhaupt sind Deine Wortschöpfungen köstlich:
Fußgängerfalle – Zeckenzüchter und vor allem der Frühstücksheinz hat bei mir breitestes Grinsen erzeugt!
… mehr davon bitte!
Weiterhin flinke und vor allem unermüdliche Füße!