Bis die Sohlen glühen: Aulendorfer will in 50 Tagen an die Donaumündung laufen
Martin Braitsch bereitet sich auf das Abenteuer seines Lebens vor – Blog soll Reise nachvollziehbar machen – Im Juni geht es los – Plan gibt Trainingskilometer vor
Auszug aus Schwäbischer Zeitung, Montag 29. Dezember 2014
AULENDORF – Ein halbes Jahr noch, dann will sich der Aulendorfer Martin Braitsch auf den Weg ans Schwarze Meer machen. Nicht im Flugzeug, nicht im Auto, sondern zu Fuß. Die Donau entlang, Flusskilometer für Flusskilometer plant er von Donaueschingen bis nach Tulcea in Rumänien zu joggen. Das sind knapp 3000 Kilometer. 50 Tage hat er dafür ein- geplant (SZ berichtete). Jetzt geht es in die heiße Phase der Vorbereitungen.
Er hat Karten gewälzt, eine Laufroute festgelegt, nochmals Karten studiert und umgeplant. Er hat Experten angeschrieben und solche, die sich dafür halten. Hat mit seinem Arzt gesprochen, seine Familie überzeugt und sich fest vorgenommen, das zu schaffen. 60 Kilometer muss der 49-Jährige im Schnitt am Tag laufen, um seinen Zeitplan einzuhalten. Das heißt früh aufstehen, frühstücken und loslaufen. „Mein Ziel ist es, bis zur Mittagszeit den Marathon gelaufen zu sein“, sagt Braitsch. Das sind dann gute 42 Kilometer. Voraussetzung: keine Blasen, keine Rückenschmerzen, kein Regen.
Um fit zu sein, hat Braitsch sich einen Trainingsplan aufgestellt. „Nicht für sieben Tage in der Woche, das geht nicht.“ Immerhin muss der Kriminalbeamte auch noch arbeiten und Zeit für seine Familie haben. Für die kommenden Monate hat er sich je eine bestimmte Anzahl Kilometer vorgenommen, die er laufen und langsam steigern will. „Im April will ich den Marathon ohne Probleme laufen“, jedenfalls so problemlos, wie man einen Marathon eben laufen könne, sagt er. „Da laufe ich dann öfter nach Friedrichshafen.“ Noch fährt er die Strecke zur Arbeit mit dem Zug, nach und nach will er aber immer früher aussteigen. Auch Regentraining ist angesagt, nicht zuletzt um Erfahrungswerte zu sammeln: „Wann muss ich die Socken wechseln?“ Oft wird es das aber ohnehin nicht tun können, das Reisegepäck ist begrenzt. In seinen kleinen Rucksack wird er nur ein Ersatzpaar Socken packen.
Hitze schreckt nicht ab. Loslaufen will Braitsch nach aktueller Planung am 14. Juni. Früher würde es nicht gehen. „Dann komme ich im August an, da ist es dann richtig heiß.“ Braitsch rechnet mit bis zu 40 Grad. Ganz unerfahren ist er damit nicht. Bereits vor einigen Jahren lief er 730 Kilometer bis nach Rimini in Italien. „Damals bin ich langsam in die Hitze rein gelaufen. Als ich in der Poebene ankam, hatte es mittags 36 Grad, das ging dann schon und jetzt werde ich die Donau neben mir haben“, zeigt er sich optimistisch mit den Temperaturen klar zu kommen. Und überhaupt: „Lieber Hitze als viel Regen und Überschwemmungen.“ Sind Klamotten und Schuhe vom Regen durchweicht, steigt die Gefahr, sich wund zu scheuern. Blockieren Wassermassen die Laufroute, gerät der enge Zeitplan aus dem Takt.

Sein Reisegepäck wird Braitsch in einem kleinen Rucksack mit nehmen. 20 Liter fasst der neue rote. „Ich überlege, den alten wieder mitzunehmen“, sagt der Läufer. Schließlich wird er an mehrere Stationen auf der Strecke Pakete schicken. Am Ende ist es auch eine Frage des Gewichts,sagt Braitsch und legt den roten Rucksack auf die Waage: 850 Gramm. „Der alte wiegt nur 570 Gramm.“
Das Bild auf Braitschs Tabletcomputer zeigt die Donau. Idyllisch schlängelt sie sich im Abendrot um eine grüne Insel. Es ist die Schlögener Schlinge in Oberösterreich. Das Bild ist die Startseite von Braitschs Homepage Donaurun.de. Sie ist noch am Entstehen. „Da kommt noch eine Blogfunktion rein, damit ich von unterwegs jeden Tag etwas schreiben kann“, sagt er. Auch Fotos will er dort veröffentlichen, denn landschaftlich sei es toll, das würden alle sagen, die schon einmal mit dem Rad die Donau hinab gefahren seien. Eine Spalte auf der Homepage hält Braitsch frei für Logos möglicher Sponsoren. Allerdings gestalte sich die Suche nach Unterstützern schwieriger als gedacht. Fehlende Gemeinnützigkeit, bereits verplante Budgets, die Gründe für die Absagen sind unterschiedlich. „Manche warten aber auch noch auf die Homepage.“ Braitsch hofft, dass sie bis Mitte Januar fertig ist.
Wenn Braitsch im August in Tulcea ankommt, wird er 2857 Kilometer gelaufen sein. Weiter kommt er im Donaudelta nicht zu Fuß. Für die letzten Kilometer bis zum Flusskilometer Null nimmt er die Fähre nach Sulina.
Und wie kommt der Donauläufer dann zurück nach Oberschwaben? „Von Tulcea fährt fünf Mal in der Woche ein Fernbus nach Ulm.“ Das allerdings, sei dann nochmals ein anderes Abenteuer, sagt Braitsch.