„Der Aulendorfer Martin Braitsch will in 50 Tagen die Donau entlang ans Schwarze Meer joggen“
Auszug aus Schwäbischer Zeitung, Samstag 23. August 2014
AULENDORF – „Ich laufe gerne an Flüssen“, sagt Martin Braitsch. Der Aulendorfer ist ein begeisterter Läufer, so begeistert, dass er sich im kommenden Jahr in das Abenteuer seines Lebens stürzt. Er will die Donau entlang laufen, 50 Tage lang, von der Quelle bis ans Schwarze Meer.
Von der Terrasse der Braitschs aus wandert der Blick über Aulendorf und weiter übers Schussental. „Normalerweise sieht man die Alpen“, sagt Martin Braitsch, verheiratet, drei Kinder, Kriminalbeamter in Friedrichshafen. Er läuft gerne, schon immer, sagt er. Erst für sich, zehn bis fünfzehn Kilometer, später Marathons. „Irgendwann war ich das Laufen gegen die Stoppuhr aber leid“, sagt Braitsch und legt sein Lauftagebuch auf den Terrassentisch. „Aulendorf – Rimini“ steht darauf. 2011 ist er die 730 Kilometer lan- ge Strecke gelaufen. Von Donaueschingen bis zur Mündung fließt die Donau beinahe 2900 Kilometer hinab. Für Braitsch bedeutet das, 60 Kilometer am Tag zu laufen, um den Zeitplan einzuhalten.
„Manche fragen, warum willst du deinem Körper das antun?“
„Es gibt Menschen, die sind eben Läufer“, sagt Braitsch, der im kom- menden Jahr 50 wird. Er will es noch einmal wissen, dem Körper noch mal beweisen, dass es machbar ist. „Ich sehe nicht ein, dass ich schon alt bin“, sagt er, grinst ein wenig dabei und zieht einen Vergleich: Die einen würden nach Santiago de Compostela pilgern und er laufe eben die Donau entlang.
Mitnehmen wird er nicht viel. Einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten. Beim Lauf nach Rimini wog der 3,15 Kilogramm. Dieses Mal wird er etwas schwerer. „Das Kartenmaterial wiegt allein ein Kilogramm“, schätzt Braitsch. Wobei er einen Teil der Karten an eine Station auf der Strecke vorausschicken möchte. Ein paar Lagerstationen brauche er, schon allein wegen der Schuhe. 1500 Kilometer, eine längere Lebenszeit gibt er den Tretern nicht. Ansonsten kommen in den Rucksack: Sonnencreme, zweimal Laufklamotten zum Wechseln, Handy, Flipflops, Blasenpflaster. Wobei Braitsch auf Hirschtalg schwört, mit dem er sich die Füße zur Blasenvorbeugung einreibt. Und wenn er doch Blasen bekommt? „Aufgeben werde ich wegen so etwas nicht – und wenn ich in Flipflops weiterlaufe.“
„Durch Deutschland, Österreich, Ungarn bis Belgrad ist es kein Pro- blem, da gibt es einen Radweg. Danach wird’s Pampa“, beschreibt Braitsch seine Strecke. Unterkünfte will er sich spontan suchen, Hotels bucht er nicht im Voraus. „Es gibt Streckenabschnitte, da liegen 100 bis 150 Kilometer zwischen den Hotels. Da muss ich dann vorher irgendwo klingeln, und fragen, ob ich übernachten darf.“ Angst, etwa vor Überfällen, lässt er nicht aufkommen. „Wilde Hunde, Stechmücken, Durchfall, es kann viel passieren“, sagt er, verschränkt die Arme vor der Brust, „da will ich gar nicht so viel dran denken.“ Die wilden Hunde in Rumänien, gibt er dann zu, beunruhigen ihn dann doch ein wenig. „Da muss ich mal mit einem Hundeflüsterer reden.“
Ansonsten hält sich Braitsch von Experten fern. „Ich habe mal Joey Kelly angemailt, aber nie eine Antwort bekommen, Das finde ich schwach.“ Jetzt mache er eben, wie er es für richtig halte. Zur Vorbereitung läuft Braitsch regelmäßig. Richtig viel trainieren und mehrtägige Läufe absolvieren will er erst ab Dezember, um sich nicht vor lauter Traing die Lust am Laufen zu verderben. Im Moment plant er noch Routen. Und er sucht Sponsoren, die ihn bei seinem Abenteuer finanziell unterstützen.

Gedanken machen übers Leben
„Ich möchte das schaffen“, sagt Braitsch und hat den Starttermin bereits festgelegt: 6. Juni 2015. Unterwegs wird er nicht nur die Landschaft genießen. Er will die Zeit nutzen, um sich Gedanken über sein Leben zu machen. Was könnte man anders machen, was sollte man mal wieder machen und wem schuldet man vielleicht noch eine Entschuldigung. Das Laufen, weiß er, macht ihn entspannter im Leben und bei der Arbeit. „Ich kann das nur jedem empfehlen, mal über Feld und Wiesen eine Strecke zu laufen.“