Aulendorfer joggt 750 Kilometer in zehn Tagen
Und erlebt genug für ein ganzes Jahr
AULENDORF – Es war ein ehrgeiziger Plan, aber Martin Braitsch hat es geschafft: Er ist in zehn Tagen von Aulendorf nach Rimini gejoggt.
„Insgesamt gesehen ging alles gut. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt, als es im Endeffekt war“, sagt Braitsch über seinen Lauf. Sorge hatte ihm vor allem der Splügenpass in der Schweiz gemacht. „Aber da bin ich eigentlich rauf wie ein Wiesel“, erinnert sich Braitsch.
An einem Tag sei er 2000 Höhenmeter hinauf- und auch wieder hinuntergelaufen. Eine Strecke von 90 Kilometer. „Und die Knie haben mitgemacht“, sagt Braitsch.
Problematisch wurde es auf dem Weg, der den Pass hinunterführt dann aber doch. Für Radfahrer oder Läufer gibt es keine Wege, sie müssen sich auf der engen Straße fortbewegen – wie die Autos halt auch. „Manche machen sich einen Spaß daraus, knapp an einem vorbeizufahren, um einen zu erschrecken“, sagt Braitsch. Einmal war der Abstand dann allerdings zu knapp. „Ein Auto hat mich mit dem Seitenspiegel am Oberarm gestreift“, erzählt Braitsch. Angehalten habe der Wagen jedoch nicht.
Nach diesem Erlebnis wich Braitsch dann doch auf einen der Waldwege aus. „Ich hatte mein Blinklicht verloren. Und ohne wollte ich nicht durch die Tunnel laufen. Das wäre zu gefährlich gewesen.“ Der Waldweg erwies sich dann allerdings als zu steil. Ohne Seil nicht zu meistern, wie Braitsch sagt. Außerdem fiel sein GPS aus. „Ich bin dann zurückgelaufen. Ein netter Autofahrer hat mich nach unten mitgenommen.“
Der 45-Jährige ist täglich um halb acht gestartet. Sein Ziel war es, noch vor zwölf Uhr einen Marathon zu laufen, um es nachmittags in der Hitze etwas ruhiger angehen lassen zu können. 80 Kilometer ist Braitsch durchschnittlich am Tag gelaufen. „Was die Zeit anbelangt, hätte ich mir das Ganze etwas lockerer vorgestellt. Aber das war ein Stress von morgens bis abends.“ Im Hotel ankommen, Wäsche waschen, damit sie bis zum Morgen trocknet, Muskeln erholen, viel essen und dann ins Bett.
Hotels suchte sich Braitsch jeden Abend spontan. Was zur Folge hatte, dass er mal weiterlaufen musste, weil ein Dorf kein Hotel hatte, mal umkehren musste, weil das Hotel im Dorf geschlossen hatte.
Acht bis zehn Liter hat Braitsch jeden Tag getrunken. „Gegessen habe ich am Tag nur mal eine Banane oder einen Müsli-Riegel. Abends habe ich dann richtig viel gegessen.“ Trotzdem: Die 6000 Kalorien, die Braitsch täglich beim Laufen verbrannte, konnte er auf diese Art nicht wieder reinholen. Sein Körperfett hatte sich am Ende halbiert. „Vor dem Lauf und dem Training hatte ich zwölf Kilo Körperfett. Hinterher waren es nur noch sechs“, sagt Braitsch.
Übernachtung ist umsonst
Nach zehn Tagen und 750 Kilometern kam er am Strand von Rimini und in seinem Hotel an. „Der Hotel- Chef hat mir dann gleich mal zwei Pils eingeschenkt. Er wusste, dass ich hergelaufen war. Und die erste Hotelübernachtung war auch umsonst“, sagt Braitsch.
Schmerzen hatte der 45-Jährige während des Laufens kaum. „Die Füße tun einem natürlich nach 80 Kilometern ein bisschen weh. Ein paar Blasen habe ich auch bekommen. Die sind aber mit einem Pflaster wieder weggegangen.“ Schlimmer sei der Rucksack gewesen. Das Gepäck, das Braitsch bei sich hatte, wog nur vier Kilo. „Trotzdem hatte ich schon auf der Strecke von Aulendorf nach Ravensburg einen gewaltigen Muskelkater, der mir Sorgen gemacht hat.“ Nach ein paar Tagen ging es aber besser. „Am Ende hätte ich, glaube ich, mit dem Rucksack schlafen können“, meint Braitsch und lacht.
Einen Lauf dieser Art würde der 45-Jährige wieder machen. „Ich bin ja jetzt in der Hitze gelaufen. Der Gegensatz wäre spannend. Vielleicht mal ein Lauf in der Kälte. In Nordpol-Nähe.“