Aulendorfer will 730 Kilometer in zehn Tagen laufen
Nach jedem Frühstück ein Marathon
AULENDORF – Martin Braitsch ist ziemlich ehrgeizig. Auß- erdem läuft er sehr gerne. Im Laufe des vergangenen Jahres hat sich beides in ihm zu einer Idee entwickelt: Am Mittwoch, 10. August, startet der 45-Jährige zum längsten Lauf seines Lebens.
Vor ihm liegen 730 Kilometer, eine wunderschöne Landschaft genauso wie eine öde Ebene. Braitsch will von Aulendorf nach Rimini laufen. Die italienische Stadt mit etwa 140 000 Einwohnern liegt an der Adria. Für den Lauf gibt sich Braitsch zehn Tage Zeit. Schafft er es, nehmen ihn seine Frau und die drei Kinder in Empfang. Denn Braitsch hat den Lauf so geplant, dass der Familienurlaub sich nahtlos daran anschließt.
Die Strecke führt Braitsch durch vier Länder: Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Italien. Von Aulendorf geht es nach Lindau, Bregenz, Vaduz, Chur, Thusis und Viamala zum Splügenpass. Von dort geht es auf 30 Kilometern 2000 Höhenmeter nur bergab. „Das wird die Hölle“, sagt Braitsch. „Da bin ich jetzt schon froh, wenn ich das hinter mir habe.“ Das Laufen sei bergab sehr viel anstrengender als bergauf. „Das merkt man vor allem in den Knien und in den Oberschenkeln.“
Die Route hat Braitsch sich übers Internet zusammengestellt. Er wird hauptsächlich auf Radwegen laufen und hat sich Tipps in mehreren Rad-fahr-Portalen geholt. Vom Splügenpass geht es nach Chiavenna, dann zum Comer See in Richtung Mai- land. Braitsch will an der Stadt vor- bei und dann durch die Po-Ebene laufen. Ein weiterer kritischer Punkt der Tour: „Die Po-Ebene ist öde und sehr heiß. Dort gibt es keine Bäume“, sagt Braitsch. Für ihn als Läufer kann das gefährlich werden. „Da werde ich auf jeden Fall mittags eine Siesta einlegen müssen“, sagt
Braitsch. Etwas mehr als 70 Kilometer hat er sich für jeden Tag vorgenommen. „Das heißt, ich werde immer versuchen, morgens schon einen Marathon zu schaffen“, sagt Braitsch. Ein Marathon hat rund 42 Kilometer. Die restlichen 30 will Braitsch dann am Nachmittag oder in den Abendstunden schaffen.
Von Ort zu Ort
Übernachten will Braitsch in verschiedenen Pensionen, die er auf dem Weg findet. Im Voraus gebucht hat er diese nicht. „Ich weiß ja nie, ob ich mein Tagesziel auch immer erreiche“, sagt der 45-Jährige. „Es kann sein, ich schaffe es nicht und dann würde ich nicht in der Pension ankommen. Oder es läuft alles super und ich muss unterbrechen, weil die Pension schon erreicht ist.“ Gegen Ende der Strecke will Braitsch von Ortschaft zu Ortschaft laufen. Über Ferrara, Ravenna und schließlich an die Adria bis nach Rimini.
Selbstverständlich läuft Braitsch mit leichtem Gepäck. Dabei hat er nur einen Rucksack, der nicht viel mehr als drei Kilo wiegen soll. Die Getränke nicht mit eingerechnet. Mit dabei sind zwei T-Shirts und zwei Hosen, Flip-Flops, Pflaster und Medizin, Ladegeräte, ein Handy, Karten und natürlich Reisewaschmittel. Essen will Braitsch hauptsächlich in den Pensionen. „Ich esse eigentlich nie besonders viel während des Laufens.“

„Das Training ist das Schlimmste“
Seit Januar trainiert der Aulendorfer intensiv auf den Lauf. In den vergangenen sieben Monaten hat er 20 Marathons absolviert, von denen einige sogar länger waren als ein üblicher Marathon. „Das Training ist das Wichtigste und das Schlimmste“, sagt Braitsch. Fünf bis sieben Mal in der Woche hat er trainiert. Oft um fünf Uhr morgens vor der Arbeit. „Man muss sich einen Trainingsplan aufstellen, an den man sich halten muss. Sonst funktioniert das nicht“, sagt Braitsch. Auch die Familie muss selbstverständlich hinter dem Vorhaben stehen. Im Fall von Martin

Braitsch tut sie es auch. „Das wäre sonst gar nicht möglich gewesen mit dem ganzen Training“, sagt Braitsch. „Nach der Arbeit und dem Training ist man dann natürlich oft zu fertig um dann noch mit den Kindern zu kicken.“ Aber die Kinder und seine Frau stehen hinter ihm und sind nun schon sehr gespannt, ob Braitsch sein Ziel erreichen wird. Er selbst ist genauso gespannt. „Ob es klappt, weiß ich noch nicht. Es kann ja alles Mögliche passieren.“ Ärgern würde es ihn nur, wenn er den Lauf wegen Unachtsamkeit abbrechen müsste. „Zum Beispiel, weil ich mir den Fuß umknicke.“ Dann würde er mit dem Zug fahren müssen. Entweder nach Hause oder schon mal nach Rimini bis die Familie nachkommt.