Tag 43: Turcoaja – Galati (51 km) – Moldawien – Ukraine – Galati (Rum.)

Hallo miteinander, 

es ist schon ein blödes Gefühl zuerst zurück zu fahren und dann die Strecke wieder retour abzulaufen. Ja, der Taxifahrer war heute morgen da. Er hat nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich nach dem Aussteigen wieder kehrt gemacht habe und zurück gelaufen bin.
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Von Macin könnte ich direkt nach Norden weiterjoggen, das wäre "querfeldein" und eine "Abkürzung" von 30 Kilometer (grüne Route).
Hm, was mache ich? Nein, ich nehme den Umweg über Braila und Galati, die rote Route auf der Karte. Dort übernachte ich. Das sind nur gute 45 Kilometer, denn wenn ich schon mal hier bin, dann besuche ich auch noch die Länder 9 und 10: Moldawien und die Ukraine.
Also voll easy heute. Um 11 Uhr nehme ich nach ca. 25 Km mein Frühstück ein (im Hotel gab es das nicht), es gibt einen geräucherten Hähnchenschlegel mit einem Pfund Brot (was kleineres gibt es nicht) und Kaffee vom Saeco-Automaten.
Frühstück
Frühstück
 Mit der Fähre wechsle ich für 30 Cent die Donauseite nach Braila und um 14 Uhr bin ich schon in Galati.
Fähre nach Braila
Fähre nach Braila
Und hier ging es auf Grund der Größe der Stadt eine Weile, bis ich durch die Stadt auf die Straße 2B gekommen bin. Dort habe ich die Uhr gestoppt. Die Route ist für heute beendet!

Die eigentliche Fahrradroute geht schon am Stadtbeginn Galati mit der Fähre über die Donau in Richtung Tulcea. Das mach ich dann morgen.
Moldawien und die Ukraine steht nicht auf dem Plan.

Bevor ich es vergesse:  In Galati befindet sich  der Flusskilometer 150 und kurz danach kommt das Schild 80! Ja, ab Galati wird die Donau bis zum Ende in Sulina in Seemeilen gemessen (eine Seemeile = 1,852 Kilometer).

Ich frage an der Straße 2B einen Autofahrer, ob er mich an die Grenze Moldawien fährt. Kein Problem, er nimmt mich mit und lässt mich nach ca.  acht Kilometer vor der Grenze Rumänien - Moldawien aussteigen. Dann will ich locker den ersten Grenzposten passieren. Nein, das geht nicht! Zu Fuß darf ich da nicht durch. Also Daumen in den Wind halten! Der erste nimmt mich die 100 Meter!!!  bis zur zweiten Grenze Rumänien-Moldawien mit. Hier stehen wir mindestens 30 Minuten. Es hat heute etwa 39 Grad. 

Natürlich fotografiere ich das Schild Moldawien und schon kommt eine Grenzerin angerannt. Foto und Video verboten!! Ich gebe mich völlig unschuldig. Dann folgt die Blockabfertigung. Ca. 10 Autos dürfen zur dritten Grenze und alle Ausweise und Pässe werden eingesammelt. Dann bekommt man nach einer gewissen Zeit am Schalter wieder das Dokument ausgehändigt - wild durcheinander. Ich komme hier noch mit dem Personalausweis durch, doch ich muss  im Auto sitzen bleiben.
Endlich sind die Kontrollen beendet, ich bin im neunten Land Moldawien angekommen!
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Moldawien
Blockabfertigung
Blockabfertigung
Zur Info: Die Donau hat in Moldawien eine Länge von 570 Metern (nicht Km).
Jetzt noch schnell das 10. Land, die Ukraine besuchen, ein Meter rein und wieder raus. 
Die Grenze kommt schon nach circa zwei Kilometern. An der ersten Grenze schauen mich alle an, als wenn ein Schimpanse auf einem Dinosaurier dahergeritten kommt. Immer nur Achselzucken und fragen, was ich denn hier will. Und ich erzähle meine Geschichte...
Ich bekomme ein kleines Zettelchen mit einem Stempel von Moldawien.
Beleg Moldawien
Beleg Moldawien
 Weiter geht's zur eigentlichen Grenze in die Ukraine. Komischerweise habe ich dort  den Eindruck, als wollen die mich sofort verhaften.
Ich erzähle dem ersten Grenzposten mit dem angerosteten Gewehr meine Geschichte, dann der Grenzerin, die mich gar nicht freundlich anschaut, nochmals. Ich bekomme einen zweiten Stempel auf den Fresszettel.

Und jetzt muss ich mein Handy vorzeigen. Ich hätte Bilder gemacht. Das muss ich wohl zugeben, bevor ich eine Doublette im Hintern verspüre. Jedes Bild wollen sie sehen. Und dann  muss ich all meine Bilder  löschen, die ich im Bereich gemacht habe.  Dabei sind Bilder von normalen Informationen der Autobahn oder sonstigen Informationen der Ukraine, keine Grenzbilder oder Personenbilder. Die spinnen doch!
Hätte ich vor ihren Augen nicht die Bilder gelöscht, dann  wäre das Handy vermutlich eingezogen worden.

Aber ich bleibe freundlich und überlege, wenn ich jetzt hier ein "Fass aufmache" dann bin ich in der Ukraine und muß kein Hotel suchen... (Späßle gmacht).

Jetzt kommt noch einer mit einem Kampfanzug hinzu. 
Warten, warten, warten. 
Und ich frage immer wieder, was ist jetzt, darf ich die zehn Meter durch und wieder zurück gehen oder nicht?

Ich soll warten!

Und immer wieder kommt der Goldfasan mit den goldenen Sternchen auf der Schulter raus und schaut sich das Ganze an, dann ist es ihm zu heiß und er verschwindet wieder.
Auch die anderen Grenzgänger stehen einfach so an der Grenze rum. Keiner weiß, wann er hier durch darf. Jeder gibt seinen Pass ab und irgendwann darfst du durch oder nicht. 
Das ist alles sehr militärisch hier. Mir tun die LKW-Fahrer vor der Grenze leid, ich glaube die stehen hier tagelang rum - bei fast 40 Grad im Schatten.

Aber irgendwann sind alle in ihrem klimatisierten Häuschen. Kein Blick nach außen. Da kann ich doch schnell die 10 Meter drüber hüpfen und ein Bild machen. 

Yes, ich habe es geschafft, ich war im zehnten Land, der Ukraine und wenn auch nur für eine Zehntelsekunde.
Ich bin in der Ukraine eingebucht
Ich bin in der Ukraine eingebucht
Ja ja, und dann kam was kommen musste, ich darf die Grenze offiziell nicht passieren. Das war ja klar. Ich habe ja kein Visum. Für das haben sie circa eine Stunde gebraucht.
Beim Zurückgehen nach Moldawien habe ich fleißig versucht, die gelöschten Bilder wieder einzufangen.
Grenze Ukraine
Grenze Ukraine  
Grenze Ukraine
Grenze Ukraine 
Und jetzt wieder die zwei Kilometer durch Moldawien zurück am ersten Grenzposten das gleiche Spiel: Ich darf die hundert Meter bis zur zweiten Grenze nicht zu Fuß gehen. Also wieder Daumen raus und mit einem Auto zur zweiten Grenze gefahren. Und hier fragt mich der Grenzer doch allen Ernstes, warum ich nur einen Ausweis dabei habe und keinen Pass. Ich sage ihm in mir fast unerklärlicher Ruhe, dass ich doch eben beziehungsweise vor gut einer Stunde hier vorbei gekommen bin und nur wieder zurück nach Rumänien will…

 Da bin ich jetzt wieder, in Galati, im klimatisierten Hotel und denke, ein zweites Mal würdest du das wieder machen.

Und nochmals Danke an meine Mama. Ich glaub das schlimmste ist überstanden (grins). Danke für den Tag 43! Das war ein cooler Tag.

Na dann, bis morgen

Ach so,

Tourdaten:
51 Km in 7h 70 min, Aufstieg 641m, Abstieg 638 m, 3.862 Kcal 
Gesamt:
2.748 Km in 388 h 10min, Aufstieg 10.348m, Abstieg 10.447m, 213.128 Kcal 


Gruß Martin

Tag 42: Harsova – Turcoaia (69 km)

Servus miteinander, jetzt bin ich wieder an der Reihe.

Was gibt's denn zu berichten?

Die Pension  "La Natu" gestern war ganz ok, nur die verlangen hier noch mehr Geld, als wenn man in einer Großstadt in einem Hotel nächtigen würde. Im Hotel habe ich mehr Komfort. Hier hatte ich eigentlich nur ein Bett direkt an der Straße, ohne Klima und Wasser im Zimmer. In der Nacht habe ich mich mit einem nassen Handtuch zugedeckt, das hat die Schwüle etwas gelindert. Ich habe gut geschlafen und war ja Gott froh, dass ich überhaupt ein Bett hatte. Beim Essen war ich wieder allein im Restaurant (es gab heute Cordon Bleu mit Salat und 3 Radler).
Habe ich heute Geburtstag?

Ich renne so den Berg hoch, da hält neben mir ein Auto. Der Fahrer Andrej kann gut Englisch und fragt mich, woher ich komme, wohin ich gehe... Er arbeitet bei Bayer in Bukarest und findet es toll, was ich da mache.  Dann gibt er mir einfach so Werbegeschenke: Ein Touch-Pen-Kugelschreiber, eine Taschenlampe, eine Basecap, Orangen, Pfirsiche und 1 Gatoradegetränk, das ich sofort vernichte. Wir tauschen noch unsere Personalien aus und dann geht's weiter. Wie soll ich das denn alles mitschleppen? Die Früchte esse ich gleich und die Mütze werde ich später einem freundlichen Bauernjungen übergeben.
Andrej
Andrej
Vor Dueni hält dann ein Fuhrwerk neben mir. Der Mann hat die Deutschlandfahne auf meinem Rucksack gesehen und bittet(!) mich mitzufahren. Auf der kurzen Fahrt unterhalten wir uns. Er hat einen Sohn in Hamburg, den ruft er sogleich an und drückt mir das Telefon ans Ohr. "Hallo, Grüß Gott, wie gehts, alles klar, grüß mir Vater..." Alle freuen sich und ich "darf" wieder gehen.
Dann fährt ein Telekom Fahrzeug an mir vorbei. Das hält auch an. Auch dieser Fahrer will wissen wohin die Reise geht. Ja, da stehen die einfach auf der Straße rum und unterhalten sich mit einem. In der nächsten Ortschaft kommt mir der Telekom Mitarbeiter mit seinem Dacia  wieder entgegen und stoppt sein Fahrzeug  neben mir. Jetzt gibt er mir ein Sandwich, das soll ich essen, ich muss mich stärken!
Und ich habe doch gar nicht Geburtstag. Aber so sind dir Leute hier, spontan und freundlich. Habt Dank.
Auch heute nehme ich reiß aus, verlasse den Radweg und gehe an der Donau beziehungsweise den Seitenarmen entlang. Manchmal auch durch den Wald, da muss ich aber rennen - die Mücken fressen dich sonst.
Objektiv nach links..
Objektiv nach links… 
Objektiv nach links...
Objektiv in die Mitte… 
Objektiv nach rechts!
Objektiv nach rechts! 

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Lieber Karl-Heinz Dunkel, wenn du die Strecke mit dem Rad fährst, mache es so wie ich und biege nach Peceneaga links ab. Hier gibt es einen breiten Weg nach Turcoaia. Da bist du ganz alleine und weg von der Straße. Aber auch kein Schatten. Ich glaub mir macht die Hitze jetzt viel weniger aus wie zu Anfang (37 Grad).
Die schönen Landschaften sind das eine, der viele Müll das andere. Wenn ich hier Chef wäre, dann würde ich mit absoluter Sicherheit versuchen, das Flaschen- und Dosenpfand einzuführen. Und ich würde Weichspüler verkaufen. Die Bettwäsche und die Handtücher fühlen sich an wie ein achtziger Schmirgelpapier. Da bist du morgens froh, wenn du nicht blutig aufwachst. 
Gestern habe ich noch mit der Schwäbischen Zeitung telefoniert und mitgeteilt, dass ich bisher nie in die Donau zum Baden gegangen bin, nein nicht einmal berührt habe ich sie. Ganz am Anfang (Tag 0) an der Brigachquelle und an der Bregquelle. Bald ist es soweit!
Trocknet langsam aus
Trocknet langsam aus 
Wald, Schatten, Mücken
Wald, Schatten, Mücken 
An was sehe ich, dass ich mich dem Ziel Sulina beziehungsweise dem Schwarzen Meer nähere?
1. Ich halte die letzte Karte (von 11) in der Hand
2. Auf meiner Uhr werden 10 HM ü.N. angezeigt 
3. Autokennzeichen mit TC für Tulcea kommen mir entgegen.
Ich werde weniger Gesamtkilometer auf der Uhr haben wie geplant, da durch den direkten Weg an der Donau zum Teil an Kilometer gespart wird. Das war aber auch schon anders herum.
Über den Berg im Hintergrund muß ich noch
Über den Berg im Hintergrund muß ich noch 
So, jetzt bin ich nach 69 Kilometern an der Straße 22D angekommen. Eine erhoffte Schlafmöglichkeit findet sich hier nicht - dass ist nur ein kleines Restaurant. Hier frage ich den Taxifahrer nach einer Unterkunft. Die ist 14 Kilometer entfernt in Macin. Das liegt auf meiner Strecke, das weiß ich und hier ist auch ein Hotel bei mir eingezeichnet. Aber ich hab für heut genug und jetzt machen wir das mal anders.   Wir verhandeln einen Preis aus (10,- Euro) für die Hinfahrt heute und Morgen früh, so Gott will, holt er mich um 7 Uhr vor dem Hotel ab und fährt mich zum Ausgangspunkt. Die Km will ich nicht geschenkt.
Und ich habe eine Klimaanlage, Bügel für die Wäsche, Seife... Yeah!

Alles da
Alles da
Meine liebe M A M A, du musst keine Angst mehr haben, ich bin gesund, unverletzt und fast am Ziel.
Danke für den Tag 42!!
Das war ein schöner Tag

Tourdaten:
69 km in 10h 30min, Aufstieg 470m, Abstieg 455m, 5.226 Kcal 
Gesamt:
2.697 Km in 380h 40min, Aufstieg 9.707m, Abstieg 9.809m, 209.266 Kcal 

Wenn ihr wollt bis morgen

Griaßle Martin

Tag 41: Ion-Corvin – Harsova (76km)

Guten Abend liebe Leute!

Wie angekündigt hat mein Papa heute kein Internet und ich, Leo, bin wieder an der Reihe, dass ihr alle auch etwas zu lesen habt 😉

Familienleben
Familienleben

Gestern in der Pension gab es noch ein kleines Restaurant. In diesem Restaurant hat eine Frau meinem Papa noch einen Hähnchenschlegel, Pommes und Salat zubereitet. Er saß dort ganz alleine – nur in Gesellschaft der Hunde! Sie haben fair geteilt – mein Papa das Fleisch und die Hunde die Knochen und etwas Brot.

Genauso war es morgens – mein Papa und die Hunde ganz alleine beim Frühstücken.

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Flusskilometer

So beschreibt mir mein Papa seinen heutigen Tag:
„Nach einem Kilometer komme ich an die Abzweigung in Ion-Corvin. Geradeaus, Richtung Osten wären es noch 78 km bis nach Constanta, das liegt am Schwarzen Meer (und hier könnte man weiter nach Istanbul – auch nicht mehr so weit!). Ich muss aber nach links in Richtung Norden abbiegen, 300 km mehr bis zum Schwarzen Meer. Aber so fließt die Donau eben.

Ich gehe davon aus, dass manche Ladenbesitzer oder Pensionen für die Touris die Preise ganz schön anheben. Aber was willst du machen. Den ganzen Tag geht es rauf und runter in einer Gegend, die fast Fahrzeugleer scheint. Ich sehe meist nur Bauern. Wie soll ich da einen Geldautomaten finden?

Die schönsten Strecken sind immer da, wo ich die Route verlasse und

Sandstrand
Sandstrand

(auf Risiko) direkt an der Donau gehe, wenn sie schon mal wieder neben mir ist. Das war heute nach Rasova. Schöne Sandstrände (etwas vermüllt), Strörche, Gänse, Pferde, Kühe, Esel und ich.

Auf der Straße zwischen den Dörfern ist so wenig Verkehr, dass es

Teppich waschen auf der Straße
Teppich waschen auf der Straße

sein kann, dass an einem Bach von den rumänischen Familien auf der Straße die Teppiche ausgebreitet werden und mit dem Wasser vom Bach gewaschen werden. Die Fahrzeuge können da wie an einer Baustelle herumfahren. Bei uns in Deutschland wärst du nach 5 min so platt wie die Teppiche.

Und dann gehts wieder rauf (ich überhole die Pferdekarren) und wieder runter (grinsend ziehen sie an mir vorbei – der Bauer und das Pferd!)
In Cornadova, nach 38 km, denke ich noch nicht an Feierabend. Aber hier waren genügend Übernachtungsmöglichkeiten. Ich will es heute ja einmal anders versuchen.
Dunarea nach 55 km: Nada, man sagt mir in Capidava gibt es eventuell eine Pension.
Capidava nach 64 km: Pension gefunden. Wohnwagen ohne

Ausgrabungen Capidava
Ausgrabungen Capidava

Frühstück. Ein Restaurant fürs Abendessen gibt es hier auch keines und null Empfang, also ich kann nicht telefonieren, schon gar nichts schreiben.
Was solls, bin ja noch jung und die Beine wirken schon halb abgestorben. Weiter nach Topalu – 68 km. Wenn ich schon hier bin, dann kann ich ja gleich nach Tichilesti an die Bundesstraße zum Bett auf der Karte weiter.
76 km: Ziel erreicht! Wers glaubt.. Unterkunft gibt es nicht mehr und steht leer. Da sitze ich nun am Fahrbahnrand, ich armer Tropf. Ein Sprinterfahrer erkennt meine Situation und fährt mich nach Harsova. Da wollte ich eigentlich nicht hin, sondern der grünen Route folgen. Harsova ist eine große Stadt und ich finde gerade eine Pension dort. Ein Bett und Dusche mit Waschbecken im Gang. Egal, ich freue mich trotzdem!“

Ob er sich immer noch freut bezweifle ich, da sein Zimmer weder einen Bügel noch eine Klimanlage besitzt. Das bedeutet er sitzt nun in seinem 40° C heißen Zimmer und versucht seine Wäsche zu trocknen – viel Erfolg dabei Papa 😛

Tourdaten: 
76 km in 11h 40min; Aufstieg: 915m – Abstieg: 905m; 6.008 kcal
Gesamt: 2.628km in 370h und 10min; Aufstieg: 9.237m – Abstieg: 9.354m; 204.040 kcal

Im Auftrag meines Papas darf ich mich bei Paul Mock und seinen 3 Mädels für ihre Unterstützung bedanken, vielen Dank für Tag 41!

Zum Abschluss wünsche ich dir Papa, für die restlichen Tage alles Gute und keine Probleme. Komm heil wieder zurück, den zuhause wartet dein nächstes Abenteuer auf dich 😉

 

 

 

Tag 40: Silistra/Bulg. – Ion Corvin/Rum (57 km)

Hallo!

Ich habe gestern doch noch Wasser im Hotelzimmer bekommen. Die ganze Straße,  vor allem ich, haben sich gefreut. Ich hatte mich schon auf den Einkauf von mehreren 5-Liter-Kanistern Wasser eingestellt. Man will ja nicht muffig zum Essen und Schlafen gehen (habe mal wieder einen Grillteller verdrückt).

Ein Frühstück habe ich gestern aus Zeitgründen abgelehnt. Zu spät. Das ist aber kein Problem,  denn in jeder Ecke gibt es „Kleinbrot“. Den Kaffee gibt es an den vielen Automaten. So werde ich mein Münzgeld los. Die letzten bulgarischen Leva tausche ich vor der Grenze in den „Rumänischen Löwen“ LEU, Plural LEI (oder anders rum) um.

Dann verlasse ich Bulgarien und passiere eine kleine Grenze nach Rumänien – keine Probleme!

Das Laufen am Morgen unter 30 Grad macht echt Laune, so flott war ich schon lange nicht mehr unterwegs. Unter 5:30/Km. Obwohl es bergig ist, fliegen die Kilometersteine an mir vorbei. Bis nach Ostrov, da verlasse ich den Radweg in Richtung eines Seitenarmes der Donau und hier ist es wunderschön! Ich weiß nicht, warum der Radweg anders verläuft, die Strecke ist auch biketauglich. Grüne Wiesen, Wasser, kein Verkehr, Kühe – Ruhe. Liebe Huber-Kartographie-GmbH: Ändert hier die Route!

...
… 

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Ein Junge will mit mir laufen und gibt mir die Hand. Nach ein paar Hundert Metern dreht er ab und bedankt sich – süß.DSC_1224

Hier siehts schon langsam aus wie im Donaudelta. Ohne Karte wüsste ich nicht, was ich hier die Donau, was ein Nebenfluss und was ein See. Viele Feuchtgebiete, große Schilflandschaften und überall Ruhe.

So geht es bis zum berühmten Kloster DERVENT bei Galita.

Vor 2000 Jahren predigte der Heilige Andreas zusammen mit seinen Jüngern über das Christentum hier in der Gegend.

Am Ende eines Nußbaumgartens befindet sich dann die Heilende Quelle.

Die Quelle erschien als Wunder des Heiligen Andreas, als er und seine Begleiter während sie an der Stelle des jetzigen Klosters vorbeigingen und Wasser brauchten, beteten und seinen Stock in den Boden stießen. Das Wasser der Quelle ist voller Gnade und diejenigen die davon trinken und ihre Körper in Glauben damit besprenkeln werden geheilt.

Was habe ich gesprenkelt.

Hier hat es mir gefallen, alles schön gepflegt. Hier darf man auch übernachten, auf Spendenbasis.

Kloster Dervent
Kloster Dervent 
Heilige Quelle
Heilige Quelle 
Sprenkeln
Sprenkeln 
Immer noch Kloster DERVENT
Immer noch Kloster DERVENT 

Das erste Drittel ist geschafft und jetzt geht es weg von der Donau. Unweit der bulgarischen Grenze auf der Straße „3“ in Richtung Ion Corvin.

Brunnen unterwegs. Ich hab dort auch getrunkenne, nach dem Pferd
Brunnen unterwegs. Ich hab dort auch getrunken, nach dem Pferd.

Hier soll es eine Unterkunft geben. Vor der Ortschaft fährt ein Auto vor mich hin, hält an und ein Mann steigt aus. Er kontrolliert mich. Zivilpolizei im roten Privatauto Opel Astra. Der kann aber kaum englisch und kein deutsch. Hier sind die Leute zum Teil überrascht, dass ich kein Papier mit mir führe (Visum). Ich hab eben nur den Personalausweis,  der mich als Deutschen berechtigt, 30 Tage ohne Visum hier zu verweilen. Das müssten sie ja eigentlich wissen. Der meint wohl, ich bin aus Bulgarien geflüchtet. Dann zeige ich ihm meine Jokerkarte, den Dienstausweis.

Die Sache ist gegessen!

Ich bekomme zwei Pfirsiche und einen heißen Maiskolben zum Essen. Beides aus dem Astra, wo auch die Frau des Zivilbeamten sitzt. Zur Belohnung fährt er mich auch noch zur Pension.

Und da sitze ich im Garten, nur hier hat es WLAN. Telefonieren kann ich nicht, kein Netz.

Morgen werde ich mit Sicherheit zum „Hausieren“ gehen müssen/dürfen. Die erste Übernachtungsmöglichkeit ist zu nah und dann kommt lange nichts mehr. Ich hoffe, ich kann dort schreiben.

Wenn ihr nichts von mir hört, dann hab ich keine Verbindung, vielleicht auch kein Strom…

Lieber Feuerwehrkommandant Alfred Nüßle mit Frau Carmen: Danke für das Sponsoring des Tages 40.

Tourdaten:

57 Km in 8h 45min, Aufstieg 530m, Abstieg 455m, 4.311 Kcal 

Gesamt: 2.552 Km in 358h 30min, Aufstieg 8.322m, Abstieg 8.449m, 198.032 Kcal 

Ich wünsche einen schönen Abend im nicht mehr so heißen Deutschland

Martin

Tag 39: Tutrakan – Silistra (66 km)

Hallo Leute!

Gestern habe ich ja wirklich noch eine schöne Pension gefunden, direkt an der Donau. Aus meinem Fenster konnte ich noch den Sonnenuntergang beobachten. Und morgens sehe ich dann den Sonnenaufgang auf der anderen Seite der Donau.
Sonnenuntergang
Sonnenuntergang
Sonnenaufgang
Sonnenaufgang
Da hatte ich einen schönen Balkon, was für mich meist bedeutet: Großwaschtag! Dann wird alles gewaschen, inclusive Rucksack und Bauchgürtel - mit der Seife von der Pension, das gibt es immer. Gott sei Dank habe ich nicht noch Rei in der Tube mitgeschleppt. 
Eine ekelhafte Blase auf der Fußsohle hab ich gestern auch noch bekommen.

Das ist am Anfang beim Loslaufen ein blödes Gefühl, geht aber irgendwann einmal weg, beziehungsweise das wird verdrängt. Das dürfte jetzt die fünfte Blase sein. Ich laufe ja auch mit normalen Nomasocken, da ist es kein Wunder. Die anderen sind weiß oder zu warm (Kompressionsstrümpfe).

Ich bin heute morgen sofort auf einen kleinen Weg, direkt an der Donau. Der ist in meiner Offlinekarte auf dem Handy abgebildet. Die Offlinekarten der Länder kann ich nur empfehlen. Hier ist man auf kein Netz angewiesen und die Karte ist sehr detailreich. Hier sind sogar die Wasserstellen eingezeichnet (mit Becher  = trinkbar).
Screenshot Handy Offlinekarte
Screenshot Handy Offlinekarte
Aber die kleinen Wege gehen dann doch das ein oder andere Mal einfach aus beziehungsweise wurden nicht mehr benutzt. Dann gehe ich über irgendwelche Äcker, Felder, Wiesen, oder Waldgebiete, bis der Weg wieder fortgesetzt wird.
Aber auch auf dem offiziellen Radweg, der hier in Bulgarien im Gegensatz zu Rumänien durchgehend und fast vollständig ausgeschildert wurde, ist es heute sehr abwechslungsreich. Ich weiß gar nicht, wie hier die Radfahrer durchkommen sollen. Die Äste von den Bäumen und Sträuchern hängen tief, vieles ist zugewachsen. Ich laufe ständig in gebückter Haltung und habe sogar einen Stock dabei um das Gras, die Äste, Dornen oder die Brennesseln wegzuschlagen. Und dauernd diese Spinnweben. Überall sind sie über den schmalen Weg gespinnt. Da ist schon länger keiner mehr durchgekommen, denke ich immer wieder und hoffe inständig,  dass nicht irgendwann wieder komplett schluss ist. 

Die kleinen, stacheligen Kügelchen muss ich auch desöfteren entfernen. Die gehen regelmässig in den Schuh und das nervt.
...diese Kügelchen
…diese Kügelchen
...jetzt wird es Zeit, das ich ankomme
…jetzt wird es Zeit, das ich ankomme
Die Schuhe, ja, die verabschieden sich so langsam. Der Stoff ist aufgerissen und die Dämpfung gleicht einem Ballettschuh. Das spüre ich jeden Stein. Gerade heute, auf nicht geteerten Straßen und Kopfsteinpflaster. Manchmal denke ich, gehst du eigentlich barfuß? Und wenn so ein Stein direkt auf deine Blase trifft, dann zieht das rauf bis ins Hirn.
Auch das andere Material war schon besser in schuss. Meine Billigbadehose ist von den Dornen aufgerissen und die Gürteltasche hat auch schon besser gehalten. Aber die Sachen bringe ich noch ins Ziel, das weiß ich sicher.

Dafür hatte ich heute viel Schatten. Nur die letzten 20 Kilometer nach Silistra waren auf einer viel befahrenen Straße, zum Teil vierspurig, voll in der Sonne.
Ich schaue schon gar nicht mehr auf meine Gradanzeige auf der Uhr. Ich will's gar nicht wissen. Aber es waren heute sicherlich wieder 36 bis 37 Grad. Die Hitze hab ich so richtig auf dem freien Feld oder eben auf der Teerstraße abbekommen. 

Und da finde ich doch tatsächlich eine Sonnenblume, die gerade andersherum schaut wie die anderen zig Millionen. Ja, da hast du Zeit...
Oppositionssonnenblume
Oppositionssonnenblume
Habe ich gerade ein kaltes Wasser gekauft, dann ist es nach einer halben Stunde schon warm wie Tee - hängt ja auch dauernd in der Sonne. 
Jetzt bin ich am nördlichsten Teil von Bulgarien angekommen, die Donau zieht ihre Bahn weiter nach Norden Richtung Moldawien und der Ukraine. So werde ich morgen Bulgarien wieder verlassen.
Ein Hotel zu finden in Silistra ist leicht. Da gibt es genügend im Zentrum. Ich habe eines gefunden und (ohne Frühstück) auch gleich bezahlt. Frühstück gibt es hier in Bulgarien meist erst ab 8 Uhr. Da habe ich aber schon die Grenze passiert.
Schön ist es ja, wenn man nach dem Beziehen des Zimmers sofort duschen kann. Aber da kommt nichts raus. Gott sei dank habe ich noch nicht alles ausgepackt und kann das Zimmer wechseln, denke ich. Ab zur Rezeptionsdame und nach einem neuen Zimmer gefragt. Nein, das geht nicht, das ist in jedem Zimmer so, das ist in dem ganzen Hotel so und das ist in der ganzen Straße so. Bauarbeiten in Silistra. Bis auf weiteres ist hier das Wasser abgestellt. Das hätte mir die Nudel auch vorher sagen können...

Fortsetzung folgt. 

Ich danke den Tagessponsoren Myriam und Günter BLASER für die Unterstützung des heutigen Tages 39!

Tourdaten:
66 Km in 9h 40min, Aufstieg 090m, Abstieg 800m, 4.647 Kcal 
Gesamt:
2.495 Km in 349h 45min, Aufstieg 7.792m, Abstieg 7.894m, 193.721 Kcal 

See You 
Martin